SWR2 Wort zum Tag

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An vertraute Bilder kann man sich gewöhnen. Deshalb habe ich ein Buch über afrikanische Theologie wieder mal in die Hand genommen. Darin hat ein Theologe aus Zaire viele Bilder seiner heimischen Tradition gesammelt, die ich überraschend und anregend finde.

Zum Beispiel: „Gott ist wie ein Blätter-Bach. Soviel man auch herausschöpft, seine Mengen wachsen ständig nach. Gott ist wie ein Sumpfteich, an dem sich die Fischerinnen vergebens abmühen. Abgrund, der sich nicht füllt mit dem Regen, und wenn es auch zehn Tage fortwährend regnet.“

Afrikanische Christen sagen zu Gott: „Hoher Berg“ „geäderter Blattrücken einer Palme, auf dem sich kein Vogel niederläßt.“ „Sonne, die man nicht anstarren kann, die mit ihren Strahlen den verwegenen Neugierigen erschlägt.“

Viele Namen für Kraft und Stärke geben die Afrikaner ihrem Gott, z.B. „Leopard mit dem langen Schweif, jagt man ihn, so flüchtet er nicht, er verschanzt sich im Buschwerk.“

Auch Axt-Träger wird er genannt, und Ältester des Dorfes, lauter Bilder für unbestrittene Autorität. Neben der Autorität steht die Nähe, die Gegenwart. Gott ist „Wind, der keinen Ort ausspart, Wind, der die Berge erfüllt, der Wälder und Dörfer erfüllt.“ Und er ist „Sohn des Augenlichtes“, der alles sieht und alles weiß. „Tür, die von beiden Seiten sieht“,

„Korb mit unzähligen Augen, die nach innen und nach außen schauen.“

Gott ist sogar das Wasser, vor dem man beim Baden seine Nacktheit nicht verbergen kann.

Gleichzeitig ist er diskret: „Die Sonne sieht, aber bringt nichts an die Öffentlichkeit.“

Und auch für die irritierenden Erfahrungen mit Gott gibt es Worte:

„Gott, Schwindler. Du erschufst, was du vermochtest. Den Rest hast Du verkorkst.“

„Gott ohne Unterscheidung, der die Männer tötet, der die Frauen tötet, der selbst die kleinen Kinder tötet.“

Und schließlich haben auch die Sehnsucht und die Hoffnung ihre Bilder:

„Im Himmel ist die Wohnung, das Zuhause. Hier auf Erden sind wir nur zusammengekauert Hockende. Hier auf Erden tun die Köpfe nur so, als begleiteten sie die Hälse. Der wahre Aufenthalt ist bei Gott.“

Afrikaner haben andere Bilder für Gott als wir Europäer. Auch sie versuchen, sein Geheimnis zu fassen.[1]

 


[1] vgl. zum Ganzen: O.Bimwenyi-Kweshi,, Alle Dinge erzählen von Gott. Grundlegung afrikanischer Theologie. Freiburg 1982

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19624
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