SWR1 3vor8

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Mt 22, 15-21

Schleimer. Die Worte von intriganten Schleimern sind heute in den katholischen Kirchen zu hören. In der bekannten Geschichte, in der Jesus von Pharisäern gefragt wird, ob es erlaubt sei dem Kaiser Steuern zu zahlen. Eine Fangfrage, auf die er scheinbar nur falsch antworten kann. Denn sagt er Ja zu den Steuern, die die römischen Besatzer dem jüdischen Volk abpressen, stellt er sich auf die Seite der Besatzer und gegen sein Volk. Sagt er Nein, gilt er als Aufwiegler und kann vom römischen Statthalter angeklagt werden.
Und Jesus antwortet mit dem berühmten Satz: „Gebt des Kaisers was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist.“ Dieser Satz ist nun alles bloß keine Fifty-Fifty-Lösung oder gar ein Lehrsatz für spätere Staats-Kirchen-Verhältnisse. Es ist ein typischer Jesus-Satz, der ihn zeigt wie er ist und worum es ihm geht. Jesus ist geradlinig und spontan. Er dreht den Spieß um und lässt sich eine Münze zeigen, auf der der Kaiser abgebildet ist, der Inbegriff weltlicher Macht. Jesus ist mutig und klug, er kennt und erkennt die Bosheit der Menschen. Er fragt die Pharisäer was sie sehen und pariert ihren versteckten Angriff indem er die Alternative Ja oder Nein aufhebt. Stattdessen antwortet er mit einem Doppel-Gebot, das ihnen nun zeigt worum es wirklich geht: Oberflächlich gesehen um Steuern, klar, zahlt sie halt, aber viel wichtiger ist, Gott dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Und damit sagt er unter der Oberfläche zwei ganz wichtige, für ihn typische Dinge: 1. Gott ist immer größer als alles Weltliche. 2. Wenn es zu Konflikten zwischen Weltlichem und Göttlichem kommt, ist klar was Vorrang hat. Ein paar Seiten weiter in der Bibel ist zu lesen was Jesus – auch nach einer Fangfrage – konkret damit meint: Auf den Punkt gebracht gibt es für ihn nur zwei Leitlinien: „Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben, mit Deinem ganzen Herzen, mit Deiner ganzen Seele und Deinem ganzen Verstand. „Dies ist das erste Gebot“, sagt er. „Ein zweites ist diesem Gebot aber gleich: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.“ Und damit trifft Jesus alle früheren und heutigen Pharisäer ins Mark: Denn genau an letzterem fehlt es ihnen: an Barmherzigkeit.

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