SWR1 3vor8
Ohne Frauen ist die Kirche „bloß ein verstümmelter Körper“, sagt Kardinal Walter Kasper. Aber welche Aufgaben Frauen in der katholischen Kirche wahrnehmen dürfen, ist nach wie vor ein Politikum. Wenn’s ums Schaffen geht, sind sie absolut in der Überzahl in den Gemeinden. Aber von der eigentlichen Führungsebene bleiben sie immer noch ausgeschlossen. Dort sitzen nur Priester und Bischöfe, und diese Ämter werden bekanntlich Frauen verweigert.
Schon häufiger hat sich Kasper, früher Bischof in Rottenburg-Stuttgart, zu diesem Thema geäußert. Vor wenigen Tagen in einem Interview hat er es als „absurd“ bezeichnet, dass Frauen in den Päpstlichen Räten für Familie, Kultur, für die Soziale Kommunikation und für die Laien bisher eine unbedeutende Rolle spielen. Diese Tatsache ist nach Kaspers Auffassung besonders befremdlich, weil die meisten kirchlichen Aktivitäten, zumal das ganze Leben in den Kirchengemeinden ohne Frauen „undenkbar“ sind. Deshalb fordert er frei heraus, dass künftig auch in der römischen Kurie Frauen Leitungsaufgaben übernehmen sollen.
Kasper macht sich mit solchen Vorstößen nicht nur Freunde. Ich aber bin einer von denen, die darüber aufatmen, dass endlich auch ein Kirchenoberer mutig genug ist, den Mund aufzumachen - wenn auch erst nach seiner Pensionierung. Wie viele warten schon so lange darauf!
Wer sind denn die ersten Zeugen der Auferstehung? Frauen sind’s! Wer kann von sich behaupten, die erste Erfahrung mit dem auferweckten Jesus gemacht zu haben. Eine Frau. Maria von Magdala. Sie hört Jesus ihren Namen sagen. So weiß sie, dass er nicht tot sein kann. Dass ihre Beziehung den Tod überdauert. Genau diese Erfahrung ist überhaupt der Anfang der Kirche nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums. Und keine männliche Machtpolitik! So lautet die Osterbotschaft, die heute in den katholischen Gottesdiensten verkündet wird. Sie ist die Grundlage für alles, was Christen denken und tun können.
Maria Magdalena wird von der Kirche seit alter Zeit als Apostola apostolorum verehrt, als Apostelin der Apostel. Viele scheinen das vergessen oder bewusst verdrängt zu haben. Weil sie ahnen, welche Sprengkraft diese Bezeichnung in sich birgt. Wenn eine Frau apostelgleich genannt wird, dann hat das Konsequenzen. Das Argument, nur Männer können zu Priestern geweiht werden, weil die Apostel allesamt Männer waren, passt dann auf einmal nicht mehr. Ostern ist ein brisantes Fest. Es birgt Sprengkraft in sich. Die Angst davor zu überwinden, das ist ein mutiges Zeugnis für die Auferstehung!
Ein frohes Osterfest wünscht Ihnen Pfarrer Thomas Steiger
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