Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nur noch 2 Wochen, dann ist die Chance verpasst! Ostersonntag ist die Fastenzeit vorbei. Gefühlt jeder 2. in meinem Bekanntenkreis macht mit und verzichtet zur Zeit auf Schokolade, Alkohol, Fleisch oder sonst was. Nur ich nicht! Ob ich das auch noch probieren sollte?
Klar: mir täten ein paar Kilos weniger auch gut. Aber ist das wirklich der Sinn der Fastenzeit? Auf etwas zu verzichten? Den Körper zu entfetten? Die Werbung zumindest will mir das einreden. In fast allen Zeitungen finden sich um Aschermittwoch herum Tipps fürs Fasten und eine Übersicht über die neuesten Diättrends.
Ich glaube: so haben sich das die Christen in den Anfangszeiten der Kirche nicht gedacht, als sie die Fastenzeit eingeführt haben. Die ist ja eigentlich die Vorbereitungszeit auf das Osterfest.
Wir Christen feiern, dass das Leben neu anfängt – im Alltag, wenn es nicht mehr weiter geht wie bisher. Und sogar dann, wenn jemand gestorben ist. Das feiern wir an Ostern. Und vorher soll jeder die Gelegenheit haben, sich gut zu überlegen, wie das aussehen kann. Wo und wie müsste bei mir etwas neu anfangen? Vielleicht auch: Was denke ich denn über neues Leben nach dem Tod? Für solche Fragen könnte man sich in diesen Wochen vor Ostern Zeit nehmen. Darauf verweist auch das Wort „Fasten“. Es ist mit unserem Wort „fest“ verwandt und bedeutet „etwas festmachen, etwas beschließen“.
Ich finde gut, dass die Evangelische Kirche genau darauf unseren Blick richten will. Seit einigen Jahren schlägt sie vor, in den sieben Wochen vor Ostern zu fasten. Aber nicht einfach FdH, sondern auf eine besondere Weise und jedes Jahr unter einem bestimmten Blickwinkel.
Zum Beispiel: „Riskier was, sieben Wochen ohne Vorsicht!“ oder „Sieben Wochen ohne Ausreden“. In diesem Jahr lautet das Motto: „Selber denken! Sieben Wochen ohne falsche Gewissheiten!“
Ich habe beschlossen: das wird mein Beitrag zu den letzten zwei Wochen Fastenzeit sein. Nachzudenken über diesen Satz. Jeden Tag mindestens einmal.
Gibt es in meinem Leben vielleicht Dinge, die ich zu selbstverständlich nehme und die eigentlich ganz große Geschenke sind? Meine Gesundheit zum Beispiel oder meine Ehe. Und verlasse ich mich vielleicht manchmal zu sehr auf das, was andere machen? An welchen Stellen sollte ich vielleicht mal öfter auf meine eigene Stimme hören?
„Selber denken! Sieben Wochen ohne falsche Gewissheiten!“. Jeder Tag ein paar Minuten lang im Wartezimmer beim Arzt, im Stau, in der Schlange am Supermarkt, beim Zähneputzen oder wo auch immer – bis Ostern ist ja noch Zeit genug.
Ich glaube, es lohnt sich!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17304
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