Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenigstens danke hätte sie sagen können, brummt der Taxifahrer. Er hat abgebremst, um eine Mutter mit Kinderwagen über die Straße zu lassen.
Wenigstens danke hätte er sagen können, findet die Sekretärin. Sie hat ihrem Chef die vergessenen Unterlagen in die Sitzung gebracht.
Wenigstens danke hätte sie sagen können, meint der Jugendliche. Er hat den Knopf gedrückt gehalten, dass die ältere Dame noch die Straßenbahn bekam.
Manches mal wartet man auf ein Danke. Es kommt keines. Man hat geholfen, man hat begleitet, man hat die Vorfahrt gelassen, aber der andere geht ungerührt weiter, als ob es nichts gäbe, wofür zu danken wäre.
Schon in biblischer Zeit war das so. Eine Geschichte erzählt davon:
Eine Gruppe von kranken Menschen, zehn sollen es gewesen sein, trafen auf Jesus. Sie baten ihn, dass er sie gesund machte. Das ist verständlich, denn bekanntlich haben Kranke nur einen Wunsch: gesund zu werden. Was sucht daher ein kranker Mensch mehr als einen guten Arzt. Als solcher schien Jesus bekannt gewesen zu sein.
Jesus hat die Bitten erfüllt. Alle  bekommen, was sie sich so sehr gewünscht haben. Sie werden gesund. Doch nur einer kehrt zu Jesus zurück und dankt ihm.
Einer von zehn. Die anderen neun sind ganz mit sich selbst beschäftigt. Sie erzählen, was sie erlebt haben. Sie probieren aus, was sie jetzt wieder tun können. Sie planen, was sie in Zukunft alles machen werden. Sie laden vielleicht  Freunde ein, um zu feiern.
Einer von zehn hat nicht vergessen, dem zu danken, durch den er Heilung und ein neues Leben bekommen hat.
Danken wächst aus dem Erleben: ich bin beschenkt. Ich wurde getröstet. Eine andere tut für mich, was ich gerade nicht selbst tun kann. Danken ist  eine aufmerksame Antwort auf die Rücksicht und die Hilfe, die ich erfahren habe.
Heute könnte einmal Zeit sein, Zeit, um denen, die uns geholfen haben und uns  begleiten, danke zu sagen. Meinem Zahnarzt zum Beispiel, den Schwestern von der Sozialstation und all denen, die alte  Menschen waschen, speisen und begleiten. Meine Eltern vielleicht - oder Ihre. Oder jedenfalls unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Wenigstens danke könnten wir ihnen heute einmal sagen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17211
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