Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Immer am Tag vor dem ersten Advent hole ich die Schachtel mit dem Klimbim vom Dachboden. Klimbim hat mein Sohn mal gesagt und gemotzt: „Kerzen und vergoldete Tannenzapfen und Glöckchen: Was hat das denn mit Weihnachten zu tun?“
Aber Weihnachten ist doch nicht bloß eine Sache für Kopf, finde ich. Wir haben etwas zu feiern. Da will ich doch auch etwas sehen, etwas riechen, etwas hören, etwas fühlen.
Es stimmt schon, die ganze hübsche Folklore in meiner Schachtel hat mit der Geburt von Jesus wenig zu tun. Ist auch alles erst in den letzten beiden Jahrhunderten erfunden worden. Die vier Adventswochen waren ursprünglich eine stille Zeit der Besinnung. Die Menschen wollten sich vorbereiten. Sich vorbereiten um richtig zu begreifen, was das eigentlich bedeutet: Gott kommt zur Welt. Was passiert da? Und was heißt das für mich?
Am Anfang der Adventszeit wird deshalb nicht die Geschichte von Maria und Josef und ihrem Kind erzählt. Sondern die Geschichte von dem Eselreiter. In der Bibel (Mt 21) wird erzählt, wie Jesus als Erwachsener durch das Land gezogen ist und viele Menschen mit seinen Gedanken begeistert hat. Schließlich ist er dann in Jerusalem eingeritten: Auf einem Esel. Und die Menschen haben ihm zugejubelt bei seiner Ankunft. An diese Ankunft haben sie sich später jedesmal am Anfang der Adventszeit erinnert. Advent heißt ja: Ankunft. So, erinnern wir Christen uns bis heute, so geht es zu, wenn Gott zur Welt kommt.
Nicht hoch zu Ross kommt er, sondern auf einem Esel. Auf Eseln ritten damals die einfachen Leute. Auf hohem Ross saßen die Reichen und Mächtigen. Aber Jesus hat mit den Menschen nicht von oben herab geredet, sondern auf Augenhöhe. Er hat sie mit Respekt behandelt. Er hat Sympathie für die Menschen. Er will ihnen wohl tun. Damit ihr Leben besser wird.
Ein Eselreiter   So einem konnten die Menschen damals sagen, was sie auf dem Herzen hatten. Vor dem brauchten sie sich nicht zu schämen. Oft wusste er schon, was ihnen zu schaffen macht. Und hat ihnen geholfen, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen.
So geht es zu, wenn Gott kommt. Daran soll die Adventszeit erinnern. Damit Menschen sich besinnen und überlegen: Wo hätte ich denn so einen neuen Anfang nötig? Ich glaube: Wo wir das tun, ist Gott ganz nahe.
Zu solcher Besinnung kann der adventliche Klimbim durchaus helfen, finde ich. Die Kerzen, die Weihnachtspyramiden, die Schwibbögen, die Zweige und Sterne und Tannenzapfen. Das macht einfach Freude. Und Freude macht einem das Herz weit. Dann kommen einem gute Gedanken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16513
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