Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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- Der Poet unter den Kabarettisten

Er ist mein Lieblingskabarettist, und ich ziehe ihn noch heute jedem lebenden Vertreter seiner Zunft vor: Hanns Dieter Hüsch, vor 8 Jahren ist er gestorben. Er war nicht nur der „Poet unter den Kabarettisten", sondern auch der, der sich zu seinem Glauben immer wieder öffentlich geäußert und  bekannt hat. Das hat ihm unter seinen Kabarettkollegen nicht beliebter gemacht. Und doch ist sein Werk ohne die religiösen, die „göttlichen Texte", nicht zu verstehen. Hanns Dieter Hüsch hat die Psalmen des Alten Testamentes mit großer Sprachkraft neu übersetzt, hat eigene Psalmen gedichtet. Einer seiner Psalmen geht so:

„Herr,
Es gibt Leute, die behaupten
Der Sommer käme nicht von dir
Und begründen das mit allerlei und vielerlei Tamtam
Und Wissenschaft und Hokuspokus
Das keine Jahreszeit von dir geschaffen
Und dass noch keiner dich bewiesen hätte
Und dass du nur ein Hirngespinst.
Ich aber hör nicht drauf
Und hülle mich in deine Wärme
Und saug mich voll mit Sonne
Und lass die klugen Rechner um die Wette laufen.
Ich trink den Sommer wie den Wein
Die Tage kommen groß daher
Und abends kann man unter deinem Himmel sitzen
Und sich freuen
Dass wir sind
Und unter deinen Augen
Leben."

„Es gibt Leute, die behaupten... Ich aber höre nicht drauf" - Hanns Dieter Hüsch gibt meinen glauben eine Sprache. Wann immer ich seine Psalmen lese, geht mir das Herz auf. „Dass wir uns freuen dürfen, weil wir unter den Augen Gottes leben." Mir gefällt, wie er Kabarett und glauben, wie er Ironie und Religion zusammenbringt. Seine Psalmen berühren mich, weil sie überraschen und große Gedanken ganz einfach formulieren. „Herr, hülle mich in deine Wärme, und saug mich voll Sonne. Ich trinke den Sommer wie den Wein." Wie gesagt: Da geht mir das Herz auf, wann immer ich das lese.

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