Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wer offen ist, kann mehr erleben. So hieß das Motto für die Interkulturelle Woche 2013. Vor gut einer Woche ist sie zu Ende gegangen. Sie hat Werbung gemacht für Toleranz und ein menschliches Miteinander, das niemanden ausschließt, weil er anders ist.
Wer offen ist, kann mehr erleben. Zahlreiche Vorträge und Konzerte, Mitmach-Aktionen und Gottesdienste hat es in dieser Woche gegeben. Man konnte wirklich eine Menge erleben. Vielleicht waren Sie auch irgendwo dabei.
Das Wichtigste aber, finde ich, passiert nicht bei den Mega-Veranstaltungen, von denen die Medien berichten.  Das Wichtigste geschieht in den Köpfen und Herzen. Es lebt von vielen kleinen Schritten, die in unserer Stadt, in unserem Dorf, an unserer Schule, im Kindergarten, in meinem Frauentreff und in der Laufgruppe gemacht werden.
Wer offen ist, kann mehr erleben. Wir brauchen nicht immer zuerst das Trennende zu  betonen. Das gibt es schon, aber es gibt auch vieles, was uns als Menschen verbindet. Wir brauchen nicht zu urteilen, wie sie sich kleiden, was sie essen oder wie sie beten. Wir können anfangen sie zu grüßen und ihre Kinder mitnehmen, wenn wir unsere zum Fußball fahren. Von einer Mutter weiß ich, dass sie einem Jungen, der mit seinen Eltern vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen ist, bei den Hausaufgaben hilft. Sie sagt: Ich bin nachmittags meist zu Hause. Da kann ich doch ab und zu in zwei Hefte schauen und - wenn nötig - weiterhelfen, vor allem in Deutsch.
Mehr erlebt auch eine Frau, die  seit Jahren eine gehbehinderte Frau aus Togo abholt und zum Sprachkurs für ausländische Mitbürgerinnen fährt. Sie erzählt: Während Eli in der Klasse ist, kaufe ich ein, mache meine Erledigungen: Bank, Post, Weltladen. Schnell ist die Stunde um. Auf der Heimfahrt erzählt sie mir, was sie heute gelernt haben. Am Anfang war das schwierig, denn ich kann nicht Französisch, nur einige Brocken Englisch. Da habe ich gemerkt, wie anstrengend es ist, wenn man etwas sagen will und es fehlen einem die Worte dafür. Das kann richtig Stress machen, ja das kann wehtun. Von Zeit zu Zeit essen wir zusammen. Dann erfahre ich etwas über ihre Heimat, über ihre Kirche und die Frauen dort.
Die Begeisterung der Frau ist zu spüren. Durch ihre Offenheit kommt sie mit einer ganz anderen Welt in Berührung. Wer offen ist, kann mehr erleben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16196
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