SWR3 Gedanken

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Der arme Mensch liegt in seinem Bett im Krankenhaus, da rauscht eine Frau herein, aufgedonnert mit der neuesten Kollektion aus Paris, braungebrannt vom letzten Urlaub, und erzählt wie gut es ihr doch geht. Ein Krankenbesuch, wie er nicht sein sollte.
Besuche im Krankenhaus sind oft gar nicht so einfach. Deshalb und weil er schon unglaubliche Sachen erlebt haben muss, hat ein Krankenseelsorger Tipps für den Patientenbesuch zusammengestellt.
Zum Beispiel zur Besuchszeit und zur Besuchsdauer. Häufigkeit und Länge der Besuche sollten sich nach dem Grad der Beziehung zum Kranken richten. Bei einem Arbeitskollegen oder einem entfernten Bekannten genügen zehn Minuten. Kurz, aber herzlich. Denn Krankenbesuch so schön und gut er auch sein mag, ist auch anstrengend. Für den Patienten. Nicht nur wegen seiner Krankheit, sondern wegen seiner passiven Situation im Bett.
Die günstigste Besuchszeit liegt werktags zwischen 18 und 20 Uhr, also direkt nach dem Abendessen, weil dann der medizinische Alltag zu Ende ist, es also keine Visiten oder Behandlungen mehr gibt.
Auch die Gesprächsthemen beim Krankenbesuch wollen bedacht sein. Grundsätzlich gilt, über die Krankheit wird nur in dem Maß gesprochen, wie der Patient selbst es tut. Vor allem nach schweren Operationen sollten alle belastenden Themen vermieden werden. Auf keinen Fall sollten Besucher ähnliche Krankengeschichten mit schlechtem Ausgang erwähnen.
Mit Familiensorgen soll der im Bett Liegende nur soweit konfrontiert werden, wie er sie auch verkraften kann. Gespräche mit dem Arzt über Diagnose und Behandlung gehören ins Arztzimmer. Flüstern ist unbedingt zu vermeiden.
Und schließlich: die Geschenke. Auch hier gilt: mit Bedacht auswählen! Eine Flasche Kognak für einen Patienten, der vielleicht auch wegen eines Alkoholproblems behandelt wird, ist so fehl am Platz wie ein Buch nach der Augenoperation.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1598
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