Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die Kinder in Deutschland haben es zwar gut, aber sie sind unglücklich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Frühjahr veröffentlicht wurde. Das Kinderhilfswerk Unicef hat die Lebensbedingungen von 11- bis 15-Jährigen aus 29 Industrieländern untersucht. Einerseits wurde gefragt: Wie steht es mit der materiellen Versorgung? Wie gebildet sind sie und wie gesund? Da haben die deutschen Kinder mit Platz 6 ziemlich gut abgeschnitten.
Gleichzeitig hat Unicef aber auch gefragt wie sich die 11- bis 15-Jährigen fühlen und wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Und da lag Deutschland dann plötzlich nur noch auf Platz 22. Als Grund für ihre Unzufriedenheit haben viele Kinder und Jugendliche den zunehmenden Leistungsdruck in der Schule genannt.
Mich hat dieses Ergebnis an einen Satz von Jesus erinnert: „Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber (...) sein Leben verliert?" (Markus 8,36, Gute-Nachricht-Übersetzung). - Was haben Kinder und Jugendliche davon, wenn sie im Wohlstand leben, ihnen Druck und Angst aber die Lebensfreude nehmen?
Offensichtlich brauchen Menschen - nicht nur die jungen - mehr als Geld und eine gute Ausbildung, um glücklich zu sein. Das zeigt ein Blick auf die anderen Länder der Studie. Am meisten hat mich dabei Griechenland überrascht. Was die äußeren Lebensbedingungen angeht, liegen die griechischen Kinder ziemlich weit hinten auf dem fünftletzten Platz. Bei der gefühlten Lebenszufriedenheit dagegen ist es genau umgekehrt: Platz fünf. Griechische Kinder sind - obwohl sie weniger haben - ziemlich glücklich. Bei uns, im Wirtschaftsvorzeigeland Europas, sind die Kinder dagegen ziemlich unglücklich.
Ich finde, das Ergebnis der Unicef-Studie stellt die Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Dass Geld nicht glücklich macht, weiß ja schon ein Sprichwort. Aber was dann? Was haben die Griechen, was wir nicht haben? Ok, Sonne und Meer spielen sicher auch eine Rolle, aber vielleicht haben sie auch einen stärkeren Zusammenhalt in der Familie. Vielleicht haben die Erwachsenen weniger Stress und die Kinder mehr Zeit für Hobbys. Und vielleicht schaffen die Griechen es besser als wir, ihren Kindern zu zeigen, dass sie etwas wert sind, ganz unabhängig von dem, was sie leisten.
Ich glaube, wir können voneinander lernen: Die Griechen von uns, wie eine effektive Steuerverwaltung funktioniert, und wir von ihnen, wie man Kinder glücklich macht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15482
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