SWR2 Wort zum Tag
Frei von Furcht - das wäre ich gerne! Es gibt ja die Geschichte von einem, der auszog das Fürchten zu lernen, und den auf seinem Weg rein gar nichts erschrecken konnte. Aber das ist ein Märchen! In meinem Leben gibt es zu Vieles, vor dem ich mich fürchte: Unglück im Leben meiner Kinder, Krankheit, Hilflosigkeit im Alter, Sterben und Tod. Und in der Gesellschaft, in der ich lebe, machen mir und vielen Menschen Krisen und Ereignisse Angst, die unbeherrschbar scheinen und vielen Menschen unendliches Leid bringen. In diesen Tagen haben wir die Bilder der Jahrhundertflut mit ihrer Furcht erregenden und zerstörerischen Kraft vor Augen. Es gibt viele Gründe für Furcht!
Frei von Furcht - das wäre ich gerne! Aber das ist offenbar gar nicht möglich! Im Johannesevangelium bestätigt es Jesus, wenn er seinen Jüngern sagt: In der Welt habt ihr Angst. Aber dann gibt es in der Bibel auch an vielen Stellen die Aufforderung: Fürchtet euch nicht! Wie soll man das verstehen, wie die Furcht hinter sich lassen können? Für mich ist eine Schlüsselstelle für die Antwort auf diese Fragen der Satz: Furcht ist nicht in der Liebe. Er erinnert mich daran, wie Menschen einander gegen die Furcht helfen können - so, dass sie nicht übermächtig wird. Es fängt schon in der Kindheit an: In der Angst fliehen kleine Kinder in die Arme der Mutter, die sie liebt, und verlieren die Angst. In Lebenskrisen kann der Mensch, der mich liebt, Ängste jedenfalls mindern, weil er an meiner Seite bleibt. Bei Katastrophen, wie bei den Überschwemmungen in diesen Tagen, finden Menschen Halt durch die große Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen.
Furcht ist nicht in der Liebe - der Satz steht im 1. Johannesbrief in einem unlösbaren Zusammenhang mit einem der kürzesten Sätze über Gott. Gott ist die Liebe, heißt es da. Er ist da für mich und hält zu mir. Mit allem, was ich erlebe oder erleide, kann ich mich in seiner Liebe bergen. Alles, was mir Angst macht, kann ich ihm sagen - im Vertrauen, dass er mich damit nicht allein lässt. Ich kann ihm meine Furcht anvertrauen. Ängste werden mich zwar immer wieder bedrängen. Aber im Vertrauen auf Gottes Liebe verlieren sie ihre Kraft - so, dass sie mich nicht mehr festhalten und lähmen. Das macht mich dann auch frei und bereit, Menschen neben mir in ihren Ängsten nahe zu kommen und mit ihnen Wege zu suchen und, wenn es möglich ist, zu gehen, Wege, auf denen sie die Furcht hinter sich lassen können.