Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn Kinder sterben müssen, das ist furchtbar schlimm und kaum zu ertragen! Und noch schlimmer vielleicht, wenn sie eine Krankheit haben, von der man weiß: Sie ist nicht zu heilen. Sie wird mit dem Tod enden. Aber zum Glück gibt es Orte und Menschen, die helfen, dass man es aushalten kann: den Eltern, den Geschwistern und natürlich den Kindern selbst.
Das stationäre Kinderhospiz Balthasar in Olpe im Sauerland ist so ein Ort. Ich habe ein Buch darüber gelesen: „Ein Haus zum Sterben voller Leben", heißt es.
Kinderhospize verstehen sich als Orte des Lebens, ist mir klar geworden, nicht als Orte des Sterbens. Und das macht diese Orte so wichtig für Familien, bei denen oft schon die erste Begegnung mit dem neugeborenen Menschen eine Begegnung mit dem Sterben ist.
Hospiz heißt übersetzt: Herberge, schweizerisch: Schutzhütte. Genau das wollen Kinderhospize für die Familien sein. Schon lange vor dem Sterben finden sie dort ein zweites Zuhause. In jedem Jahr für vier wunderbare Wochen ist das Hospiz für sie eine Oase voller Leben, Lachen, Ermutigung und Unterstützung. „Ich darf ankommen, da sein, die Pflege abgeben und Tobias in guten Händen wissen, mich an den Tisch setzen, die Sorgen aussprechen. Ich darf schlafen, lachen, unbeschwert mit Tobias Schwester malen und spielen, ohne auf die Uhr zu schauen. Ich darf mich zu Hause fühlen. Und das tut unendlich gut!", berichtet eine Mutter.
Vor ihrem ersten Aufenthalt hätte sie ein mulmiges Gefühl gehabt, erzählt sie: Was wird sie wohl an diesem Ort erwarten? Sterbende Kinder? Gedrückte Stimmung? Aber hier ist es alles fröhlich, bunt und lebensbejahend. Ein schöner Garten, in den die Kinder mit ihren Therapiebetten geschoben werden können, ein Schwimmbad, wohltuende Therapien, andere Kinder und Eltern, die ähnliche Schicksale haben - und liebevolle und kompetente Mitarbeiter, die es wichtig finden, zu den Kindern eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen - lange bevor sie irgendwann einmal zum Sterben wieder kommen.
In Deutschland sterben jährlich 5.000 Kinder an lebensverkürzenden Erkrankungen - für die meisten gibt es keinen Platz in einem stationären Hospiz. Denn von diesen gibt es in ganz Deutschland nur 10, in Stuttgart ist ein weiteres in Planung. Ich würde mir wünschen, dass es mehr solche Orte des guten Lebens und des guten Sterbens bei uns geben könnte. Ob das gelingt, liegt aber auch an Ihnen und an mir! Denn die stationären Kinderhospize tragen sich zu 70 % aus Spenden. Jeder gespendete Euro ist eine gute Investition in das Leben, finde ich!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15061
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