Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein Punkt ist es - und das Wort „Fastenzeit" erscheint mir plötzlich in einem ganz neuen Licht. Ein Punkt zwischen „Fasten" und „Zeit". Das eine bedingt das andere: Fasten schafft Zeit.
Ich denke dabei nicht so sehr an das klassische Fasten: den Verzicht auf übermäßiges Essen und auf Alkohol. Wenn ich mit Freunden und Gemeindemitgliedern spreche, erzählen sie mir, sie hätten sich ein Fernsehfasten vorgenommen. Oder ein Internetfasten. Oder ein Ausgehfasten. Was bedeutet: Ich sehe zu viel fern. Ich surfe zu viel im Internet herum. Ich bin zu viel unterwegs. Und das macht mich nachdenklich. Ich will nicht abhängig sein oder abhängig werden.
Der Punkt zwischen „Fasten" und „Zeit" sagt mir auch das: Ich überprüfe, wo ich meine Zeit mit zu viel Dingen vertue und dann zu Anderem, möglicherweise viel Wichtigerem kaum noch Zeit habe. Etwa für ehrenamtliches Engagement.
Das gilt auch für meinen Glauben an Gott. In der Bibel steht: „Das ist ein Fasten wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen" (Jesaja 58,6-7).
Sich in dieser Weise einzusetzen, kostet Zeit. Zeit, die ich glaube, oft nicht zu haben. Die aber frei wird, wenn ich einmal genauer hinschaue, mit was ich meine Zeit so verbringe. Und wenn ich dann auf das eine oder das andere verzichte. Zugunsten derer, die mich brauchen könnten. Und für die ich gern da sein möchte. Zugunsten vielleicht auch von Zeiten der Stille oder des Gottesdienstes. Fasten schafft Zeit. Zeit für Gott und Zeit für die Mitmenschen. Zeit um neu zu werden. Um neu zu leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14828
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