SWR4 Abendgedanken BW

SWR4 Abendgedanken BW

Das sollten wir öfter machen! meinte einer. Nach dem Aufräumen vom Gemeindefest hatten einige Helfer sich noch mit ein paar Bänken in die Abendsonne gesetzt.
"Früher", erzählt einer der Älteren, "in meiner Kindheit, da saßen die Erwachsenen im Sommer oft bei uns zu Hause auf der Treppe und auf der Bank daneben. Wir Kinder spielten davor auf der Straße. Manchmal brachte einer einen Krug Most, eine andere ein paar Scheiben Brot; von der frisch eingekochten Beerenmarmelade gab's für jeden ein 'Versucherle'. Das wichtigste aber war Zusammensein und miteinander reden."
Eine Weile denken wir daran herum, woran es liegen könnte, dass es das heute fast gar nicht mehr gibt: Zwangloses Zusammensitzen und nachbarliches Gespräch. "Es gibt heute viel weniger Gelegenheiten, sich zu begegnen," meint einer. "Vor 40/ 50 Jahren ist man sich in den vielen kleinen Geschäften eines Viertels begegnet. Die Milch hat man im Milchlädchen geholt oder auf einem Bauernhof im Ort. Eine Zeitschrift hat man am Kiosk gekauft und die Briefmarke im Postamt um die Ecke. Überhaupt hat man Besorgungen zu Fuß gemacht."
Natürlich wird uns klar, dass wir ein Idyll erinnern, das es so auch nie gab. Und doch: Die Sehnsucht nach solcher Gemeinschaft ist uns geblieben!
Aber tatsächlich finden wir jetzt auch wieder Möglichkeiten wie "in guten alten Zeiten", ins Gespräch zu kommen, erzählt dann einer: "Im Nachbarort haben sich ganz viele Leute zusammengetan zu einer Art Genossenschaft, um das letzte Einzelhandelsgeschäft weiterhin offen zuhalten. Die stecken da richtig Geld rein für Geschäftsanteile und Zeit, in der sie ehrenamtlich im Lädle schaffen. Und siehe da, Leute reden miteinander: Beim Einkaufen, aber auch, um die Kooperative am Laufen zu halten ..."
Vom Anfang der Kirche wird übrigens ähnliches erzählt (Apg 2, 42-47): "Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk."
Gemeinsam leben und miteinander reden tut gut. Gut, dass uns die Sehnsucht danach geblieben ist. Wir sollten auf sie hören: Uns füreinander zu öffnen, mal auch von Sorgen zu erzählen, die man hat oder aneinander Anteil zu nehmen. Es muss ja nicht gleich "täglich einmütig beieinander" sein, aber wir schieben bald mal wieder ein paar Bänke zusammen:
Das ist schon ein Anfang ...
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1453
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