Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nehmen wir mal an, in drei Wochen ginge die Welt unter. Was würden wir dann noch tun bis dahin? Sie und ich? Im Kino habe ich jetzt einen Film gesehen, der davon handelt . Was tun Menschen, wenn sie wissen, dass demnächst alles zu Ende sein wird. In dem Film machen manche in ihrer Ratlosigkeit und Verwirrung Dienst nach Vorschrift, verkaufen weiter ihre Versicherungen. Andere lassen es noch mal richtig krachen. Es kommt ja nicht mehr darauf an. Einer macht sich auf den Weg zu seiner ersten großen Liebe. Die will er noch mal sehen, bevor die Welt untergeht. Seine schrullige, weinende Nachbarin nimmt er mit. Die hat Heimweh nach ihrer Familie und sucht ein Flugzeug, das sie Heim bringt. Beide wollen sie die letzten Tage mit den Menschen verbringen, die sie lieben. Nur das scheint ihnen noch wichtig. Und im Film kommt es, wie es kommen muss: Die beiden finden einander und damit das, was sie gesucht haben: einen Freund für das Ende der Welt. So heißt auch der Film: „Auf der Suche nach einem Freund für das Ende der Welt". Nur das zählt, sagt dieser Film. Wenn man Menschen hat, die man lieben kann und die einen lieben: Dann ist nicht einmal das Ende der Welt ein Weltuntergang. Der Film endet gar nicht schrecklich. Irgendwie endet er tröstlich.
Wir Christen glauben auch, dass die Welt irgendwann zu Ende sein wird. Niemand kann wissen, wann. Aber irgendwann. Und für jeden einzelnen ist die Welt ja auf jeden Fall irgendwann zu Ende. Jeder muss sterben.
Und was kommt dann? Ich glaube, was Jesus angekündigt hat: Dann kommt die neue Welt Gottes. Die Welt, die sein wird wie ein großes Fest. Ohne Leid, ohne Schmerzen, ohne Tränen. Und es kommt die Rückschau auf das was war. Aber worauf kann ich dann zurück schauen? Worauf möchte ich dann zurück schauen? Was ist dann noch wichtig?
Ich glaube, der Film hat recht. Am Ende ist es wichtig, dass ich Menschen lieben konnte und für sie das Leben ein bisschen schöner machen. Am Ende ist es wichtig, dass Menschen mich geliebt haben. Und dass ist nicht nur so was Romantisches wie im Kino. „Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!". Martin Luther soll das gesagt haben. Das hat ja auch mit Liebe zu tun: dass ich dafür sorge, dass andere neben mir und nach mir leben können.
Die Welt, sagen die Wissenschaftler, geht nicht unter. Aber wer weiß, wann ich sterben muss? Ich hoffe, ich habe noch Zeit. Aber niemand weiß, was kommt. Ich will die Zeit nutzen. Für die Liebe. Damit ich Freunde habe, wenn es soweit ist. Und um mein Apfelbäumchen zu pflanzen.

 

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