Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Hört auf den Rat der Jüngeren. Die Jüngeren wissen oft, was das Bessere ist!" - das sagt keiner, der irgendeinem Jugendwahn huldigt, sondern einer, der seine Zeitgenossen selber mit jungen und neuen Ideen überrascht hat. Diesen Satz schrieb der Ordensgründer Benedikt von Nursia (480-547) vor 1500 Jahren in seine Mönchsregel. Heute ist sein Gedenktag.
Benedikt lebte in einer Epoche des Umbruchs. Die Antike versank in einem Chaos umherirrender Völker; in einem Zustand geistigen, religiösen und gesellschaftlichen Verfalls.
Auf dem Montecassino in Italien entstand jene Klosterburg, die zur Keimzelle des Benediktinerordens werden sollte. Von hier aus wurde die Welt mit geschaffen, die bis heute den Namen Europa trägt. Mit den Benediktinerklöstern entstand eine Alternative zu einer untergehenden Zivilisation. Unter ihrer Führung wurde in ganz Europa Land bebaut, entstand Landwirtschaft. In den Klosterschulen wurden die Jugendlichen der Germanen- und Keltenvölker ausgebildet und erzogen. Für Handwerk, Kunst und Wissenschaft  begann eine neue Blütezeit.
Zwei „Erfolgsrezepte" von Benedikt möchte ich hervorheben, weil sie bis heute nichts an Aktualität eingebüßt haben:
„ora et labora - bete und arbeite!" so heißt das Markenzeichen der Benediktiner. Für Benedikt gehört die Arbeit zum menschlichen Leben. Er möchte damit Gott verherrlichen. Niemand soll ohne Arbeit sein, niemand soll aber auch von zu vieler Arbeit überfordert sein. Benedikt war kein Mann von Übertreibungen. Er suchte die Balance von Arbeit und freier Zeit. Sein Konzept ist nach 1500 Jahren immer noch aktuell und könnte heute zwischen Leistungs- und Spaßgesellschaft vermitteln.
Und noch etwas war Benedikt wichtig: den Augenblick ernst nehmen. Er sei dazu da, die Augen aufzumachen, genau hinzuschauen, Illusionen wegzuwischen und sich der Wirklichkeit zu stellen. Der Augenblick sei auch dazu da, die Ohren zu öffnen, genau hinzuhören und so Gottes Stimme zu hören. Nichts auf die lange Bank schieben, sondern hier und jetzt leben und handeln.

Die Fakten basieren auf verschiedenen Beiträgen
von Abt Odilo Lechner und Pater Anselm Grün

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13373
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