SWR4 Abendgedanken RP

„Schlaf mal ne Nacht drüber!" Diesen Rat habe ich schon so manches Mal von anderen gehört. Oder ich habe ihn mir selbst gegeben, weil ich weiß, dass er gut ist.
Wenn eine wichtige Entscheidung ansteht oder auch wenn ich mich richtig geärgert habe - eine Nacht drüber schlafen - und am nächsten Morgen sieht die Sache schon anders aus.
Toll, finde ich das! Aber, was passiert eigentlich, wenn man schläft?
Die Wissenschaft hat eine Antwort. Sie sagt, unser Körper und vor allem unser Gehirn benutzen die Nachtruhe, um die Erfahrungen des Tages zu sortieren und einzuordnen.
Soweit so gut. In der Nacht wird also aufgeräumt. Das kann ich mir vorstellen.
Aber eigentlich passiert nachts doch noch viel mehr. Wenn ich nämlich morgens aufwache sind da plötzlich Einfälle und Ideen - auch Gedanken, die vorher noch nicht da waren. Manchmal jedenfalls.
Um das zu verstehen, ziehe ich gerne noch eine andere Wissenschaft heran - übrigens eine der ältesten Wissenschaften überhaupt: die Theologie.
Die erklärt das Ganze so:
Der Schlaf ist ein Urzustand, in dem wir alle gleichermaßen verwundbar und irgendwie schutzlos sind. Wenn wir wach sind, passen wir ja ganz gut auf uns auf und lassen auch so einiges an uns abprallen. Und das ist auch gut so.
Aber nachts ist das anders. Im Schlaf lassen wir sozusagen unsere Verteidigungslinien fallen und reden uns auch nicht ein, wir könnten alles selber in den Griff bekommen.
Und das heißt: wenn wir schlafen, sind wir offener für Anregungen und Tipps von außen - und das heißt auch für Tipps von Gott.
Meine Erfahrung ist, Gott gibt mir immer wieder den ein oder anderen Hinweis. Tag und Nacht. Schon oft hat er mir geholfen, klar zu kommen, klarer zu sehen - tagsüber wenn ich über einem Problem sitze und nachdenke. Das Erstaunliche aber ist: Manchmal, im Schlaf kommen seine Tipps viel besser bei mir an. Weil ich offener bin.
Wie heißt es so schön in der Bibel „Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf!"
Also, schlafen Sie gut!

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