SWR4 Abendgedanken RP

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„Besser mit der warmen Hand geben, als mit der kalten." Diese alte Volksweisheit ist nicht so weit bekannt. Damit meinte der Volksmund: Am besten vererbt man schon etwas zu Lebzeiten an die Nachkommen. Aber dieser Spruch lässt sich auch wortwörtlich verstehen. Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass eine warme, gut durchblutete Hand durchaus Folgen für das Verhalten zu den Mitmenschen hat. In einem Versuch sollten Testpersonen Geschenke aussuchen, für sich oder für Freunde. Diejenigen, die vorher eine warme Tasse Kaffee oder Tee in der Hand hatten, haben regelmäßig Geschenke für ihre Freunde gewählt, die mit der kalten Hand suchten eher was für sich selbst. Es kommt also nicht von ungefähr, dass viele Menschen die Vorstellung von Wärme mit Großzügigkeit verbinden. Wer gastfreundlich und spendabel ist, wird als warmherzig bezeichnet. Wenn viele Menschen vom Wohlstand ausgeschlossen sind, dann sprechen wir von sozialer Kälte. Das heißt für mich: Wer in einer intakten Gemeinschaft leben will, der muss die zwischenmenschliche Wärme fördern. Das wird schon im Alten Testament so gesehen. Im Buch Kohelet heißt es: „Einer allein, wie soll er warm werden?" Das heißt auch: Wer nur auf sich selbst bezogen lebt, bleibt kalt und einsam. Aber wie kann ich es schaffen, dass ich warm und herzlich mit anderen umgehe? Ich kann ja nicht den ganzen Tag mit einer Tasse Kaffee rumlaufen. Bei uns zu Hause versuchen wir, einmal am Tag eine warme Mahlzeit zusammen zu essen. Damit wir spüren: Wir gehören zusammen. Und bei der Arbeit, da kann eine gemeinsame Kaffee- oder Teepause mit den Kollegen das Arbeitsklima verbessern. Mit den Nachbarn geht das auch. Zusammen können wir überlegen: Was braucht unsere Gemeinschaft? Wie schaffen wir es, dass uns und unseren Nächsten warm ums Herz wird?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11746
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