Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ich bin nicht der Vater.“ Es muss ein richtiger Schock für ihn gewesen sein. Er wusste es genau, einen Vaterschaftstest brauchte er dafür nicht. Er hatte nicht mit ihr geschlafen. Und trotzdem war sie schwanger. „Soll ich sie vor Gericht bringen? Nein, das bringe ich nicht übers Herz. Ich liebe sie trotz allem. Aber bei ihr bleiben, das kann ich auch nicht. Mit dieser Kränkung kann ich nicht leben. Mit diesem Vertrauensbruch. Das halte ich nicht aus neben ihr, ein ganzes Leben lang, diese gewisse Ungewissheit. Ich gehe weg. Bau mir woanders eine neue Existenz auf.“
Und dann ist Joseph doch bei Maria geblieben. Und bei dem kleinen Jesus. Hat gelernt, ihr Mann zu werden und Vater, obwohl er biologisch nicht der Vater war.
Wie kann Mann das lernen, Vater zu sein für Kinder, die man nicht gezeugt hat? In der Bibel, die diese anrührende und so unglaublich moderne Geschichte erzählt, hilft dem Joseph ein Engel. Über diese große Hürde zu springen. Ein Engel, dh. Josef fühlt sich von Gott angesprochen. Da heißt es:
“Während Josef noch hin und her überlegte, erschien ihm im Traum der Engel des Herrn und sagte zu ihm: »Josef, scheue dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen! Denn das Kind, das sie erwartet, kommt vom Geist Gottes… Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm Maria zu sich… Und er gab ihm den Namen Jesus.“
Ein prima Mann, dieser Joseph. Er hört nicht darauf, was seine gekränkte männliche Seele ihm einflüstert, er hört auf die Stimme des Engels.
„Der Kleine ist ein Geschenk Gottes. Und er braucht Dich. Und seine Mutter auch.“ Und dann dieser wunderbare Satz am Schluss: „Und Joseph gab ihm den Namen Jesus.“ Nicht die Mutter. Ich glaube, mit dieser Namensgebung ist Joseph endgültig zum Vater geworden. Hat den Jungen adoptiert. „Jesus braucht mich. Ich bleibe da.“
Ist es nicht so? Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes, das uns herausfordert. Nicht schon die Zeugung macht uns zu wirklichen Vätern, sondern erst die Liebe, die wir unseren Kindern geben. Wenn wir es innerlich annehmen und mit Leben füllen, dass Kinder Väter brauchen. Unsere Zeit, unser Interesse, unsere Arme, unser Herz. Unser Rückgrat, damit sie im Leben nicht nur die bequemen Wege suchen. Unsere Geduld, unseren Mut und unsere Kraft. Unser Lob, unsere Kritik und unsere Freude.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1123
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