SWR4 Abendgedanken RP

SWR4 Abendgedanken RP

Angeschnallt, den Schlüssel ins Zündschloss und rumgedreht...aber anstatt anzuspringen, orgelt der Motor nur kurz, und dann geht nichts mehr. Die Batterieanzeige leuchtet rot auf und erinnert mich daran, dass ich am Abend vergessen habe, die Leselampe auszuschalten. Klar, jetzt ist die Batterie leer, ganz leer - Tiefenentladung nennt das der Fachmann. Nervig, finde ich das. Im Grunde aber kein größeres Problem. Mit dem Überbrückungskabel hat der Mann vom ADAC den Motor wieder zum Laufen gebracht und nach einer Stunde Autofahrt ist die Batterie wieder voll. Wenn die Batterie beim Auto leer ist, dann ist das eine Sache - was aber, wenn mir die Kräfte ausgehen, wenn meine Energie aufgebraucht ist? Die Bibel erzählt von so einem Fall: der Prophet Elija ist mit seinen Kräften völlig am Ende. Es heißt sogar, dass sich Elija den Tod wünscht, weil er nach seinem unermüdlichen Einsatz für Gottes Sache einfach nicht mehr kann. Als ihn der Schlaf überkommt, wird er von einem Engel geweckt. Er soll sich stärken: mit einfacher Kost, mit Brot und Wasser. Dann bricht Elija auf zu einem einsamen Ort. Vierzig Tage und Nächte hindurch wandert er und zieht sich auf dem Gottesberg Horeb in eine Höhle zurück. Hier findet er wieder zu sich selbst und zu Gott. Und zwar nicht in gewaltigen Zeichen. Sturm und Feuer ziehen an seiner Höhle vorbei. Aber Gott findet er - wie die Bibel formuliert - in einem sanften Schweigen. Ich selbst war, Gott sei Dank, noch nicht soweit mir den Tod zu wünschen. Aber den Zustand, nicht mehr zu können, keine Kraft und keine Motivation mehr zu spüren, den kenne ich. Irgendwie ausgelaugt. Dann tut es einfach Not, zu schlafen und zu essen und vielleicht auch noch an die frische Luft zu gehen, ein bisschen wie Elija bei seiner Reise. Am meisten hilft mir aber der Rückzug an einen stillen Ort. Ich gehe in ein Kloster in der Eifel, wenn es klappt, einmal im Jahr. Und hier habe ich tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass Stille heilsam ist. Es sind nicht die großen Worten, die fantastischen Geschichten, nein, es ist die Stille, in der ahne ich etwas von Gott ahne; von seiner leisen, ständigen Gegenwart. Das ist für mich auftanken, aufladen, wenn mein Akku tief entladen ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10427
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