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SWR3 Worte
Reinhold Beckmann hat ein Buch über seine Mutter geschrieben. Sie hat ihre Eltern verloren und ihre vier Brüder im Krieg. Wie konnte sie das aushalten? Reinhold Beckmann erzählt:
Zum einen, weil sie fest in ihrem katholischen Glauben verwurzelt war. Das gab ihre Kraft. Gleichzeitig schimpfte sie manchmal, dass ihr der Herrgott ihre Lieben weggenommen hatte. Irgendwie hat sich meine Mutter das Gute bewahrt. Ich kann es nicht anders in Worte fassen. Sie war ein liebevoller Mensch – offen, lebendig, ohne Zynismus.
Zeitschrift Galore Interviews, Ausgabe 70 Galore (05/2025)
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Manchmal ist aufstehen ganz schön schwer. Viel zu viel läuft schief im Leben. Schauspieler Bjarne Mädel meint, es lohnt sich trotzdem aufzustehen:
Für schöne Momente. Für Freunde, für Liebe, was ja zusammenhängt. Und wenn ich Aufstehen im zweifachen Sinne verstehe – nicht nur als Aufstehen aus dem Bett – dann auch für Gerechtigkeit. Für die Natur, für eine schöne Welt, die wir doch eigentlich erhalten wollen und die wir dringender schützen müssen als unsere Art zu leben. Ich wohne in Berlin, da ist die Natur nicht ganz so präsent. Aber wenn ich irgendwo bin, wo es wirklich schön ist, in den Bergen oder am Meer, denke ich jedes Mal: Das ist großartiger als alles, was Menschen erschaffen könnten.
Zeitschrift Galore Interviews, Ausgabe 60 Galore (05/2025)
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Der Fußball hat Weltmeisterspieler Christoph Kramer geprägt. Aber nicht nur was das Spiel angeht, sondern auch sein Blick auf die Welt. Diversität scheint für ihn durch den Fussball der Alltag zu sein: Er erzählt:
Man ist bereits in jungen Jahren von vielen Menschen mit verschiedenen Religionen, Hautfarben, sozialen Hintergründen umgeben. Dadurch wird man toleranter und offener, weil man über manche Dinge überhaupt nicht nachdenkt. In einer Fußballkabine sind alle gleich und das ist ein so schönes Gefühl. Viele Probleme, die wir als Gesellschaft haben, kann ich als Fußballer überhaupt nicht nachvollziehen. Jemanden anzufeinden, weil er anders aussieht oder einen anderen Glauben hat? Das war und ist für mich dermaßen fremd, das ist für mich eine ganz reine Form der Dummheit.
Zeitschrift Galore Interviews, Ausgabe 70 Galore (05/2025)
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Die Rechtsanwältin Alix Puhl hat ihren Sohn Emil mit 16 Jahren verloren. Er war psychisch krank. Ihr ist es wichtig, dass man mehr auch auf die psychische Gesundheit achtet. Was können wir alle vorsorglich gegen psychische Erkrankungen tun? Eigentlich ist es ganz einfach, sie sagt:
Vier Dinge: Gesund essen. Ausreichend und regelmäßig schlafen. Uns bewegen. Und soziale Kontakte pflegen. Wir Eltern sind ja ganz schnell dabei zu sagen: „Nun hör doch mal auf, schon wieder so lange zu telefonieren oder zu chatten, mach deine Hausaufgaben!“ Falsch! Kontakte sind sehr wichtig. Ein Kind kommt nicht sofort nach dem Sport nach Hause? Super! Zeit mit Gleichaltrigen ist wertvoll.
chrismon. Das evangelische Magazin 4/2025, Frankfurt am Main 2021
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Laut dem Historiker Kai Michel war Krieg nicht von Anfang an Teil des menschlichen Zusammenlebens. In der Steinzeit hatte man eigentlich schon verstanden, dass man sich besser umeinander kümmert, statt sich zu bekriegen. Er sagt.
Unsere Vorfahren… waren weder besonders stark noch besonders schnell und konnten sich daher in der Savanne nur als Team gegen Raubtiere verteidigen. Schulter an Schulter, mit Stöcken und Steinen… wenn sich jemand verletzte oder die Beute ausblieb, überlebte man nur, weil andere in der Gruppe halfen. … Man hat Skelette gefunden mit massiven, aber verheilten Verletzungen. Menschen haben offenbar viele Jahre überlebt, weil andere für sie sorgten.
chrismon. Das evangelische Magazin 3/4.2025, Frankfurt am Main 2021
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Es ist wertvoll, Menschen zu haben, die einen unterstützen und an einen glauben. Die Schauspielerin Leonie Bensch ist ihrem Vater sehr dankbar, dass sie von ihm immer wieder bestärkt wurde, gerade auch als es um ihren Wunsch ging Schauspielerin zu werden. Sie erzählt:
Mein Vater hat immer gesagt: „Wenn du dir im Klaren darüber bist, was du möchtest, dann können wir versuchen, Lösungen dafür zu finden.“ Ich glaube, ohne meinen Vater wäre ich auch nicht auf die Schauspielschule in London gegangen, weil das ein hohes finanzielles Risiko war und wir kein Geld hatten. Ich habe mir völlig größenwahnsinnig Geld geliehen. Oder war es Selbstvertrauen? Wo liegt der Unterschied? Ich weiß es nicht genau, aber mein Vater hat immer gesagt, wenn ich weiß, was ich möchte, wird das schon gut gehen. Das hat mir Mut gemacht.
chrismon. Das evangelische Magazin 3/4.2025, Frankfurt am Main 2025
https://www.kirche-im-swr.de/?m=42227SWR3 Worte
Der Schriftsteller Matthias Politiycki hat einem Muslim vor Jahren mal versprochen, den Koran und die Bibel von vorne bis hinten zu lesen. Jetzt hat er es endlich geschafft und berichtet:
Die Lektüre (der Bibel) war eine emotionale Achterbahnfahrt. Beim Hohelied (einem sehr poetischen Buch des Alten Testaments) verlor ich mich ... in der Tiefe der Betrachtungen. Über die Sprüche der Propheten regte ich mich dermaßen auf, dass ich Gedichte in ihrem Ton und Gestus schreiben musste, um mich abzureagieren. Danach las ich den Koran, verlor mich erneut, regte mich auf. Beides, Lektüre von Bibel und Koran, hat mich ein ganzes Jahr gekostet, aber es war kein verlorenes, sondern ein gewonnenes Jahr.
chrismon. Das evangelische Magazin 3/4.2025, Frankfurt am Main 2025
https://www.kirche-im-swr.de/?m=42226SWR3 Gedanken
Das Leben ist kein Ponyhof. Will sagen: Man muss sich halt anstrengen im Leben. Fertig. Das sagt zumindest der Volksmund. Und tagtäglich sagen es genervte Eltern zu ihren Kindern: Man muss sich halt anstrengen im Leben. Das Leben ist kein Ponyhof.
Aber ist das Leben wirklich nur Anstrengung? Manchmal ist das Leben doch auch ganz anders. Es gibt auch Leichtigkeit und Glück. Aber wenn ich vor lauter Leistungsbereitschaft und Druck abzuliefern gar nicht mehr dafür bereit bin, auch das Schöne und Gute wahrzunehmen, dann ist das natürlich ein Problem. Jesus sagt: Schaut die Blumen an! Sie arbeiten nicht und sind trotzdem schön. Oder die Vögel. Die haben ihr Futter! Und haben nichts angepflanzt und keine Scheune dafür gebaut. Aber einfach gar nichts mehr machen, geht ja auch nicht.
Vielleicht passt der Ponyhof aber dann doch ganz gut, um das Leben zu beschreiben. Denn: So ein Ponyhof macht ganz schön viel Arbeit. Die Ponys brauchen Futter, Pflege und Bewegung und wenn eines krank ist, muss man sich doppelt drum kümmern. Aber dann gibt es auf einem Ponyhof auch darum, genau das zu sehen: Dass Kinder sich an den Tieren freuen. Dass Ponys, die immer langsam waren, besonders schnell galoppieren können. Dass ein Pony gesund wurde, obwohl schon alle Hoffnung verloren schien. Manchmal ist das Leben doch ganz zauberhaft anders.
Vielleicht ist der Trick beim Leben nicht zu denken, dass ich mich entscheiden müsste zwischen: besonders anzustrengen ODER chillen. Sondern dass ich mein Herz und seine Augen offenhalte für das, was gerade wichtig ist auf dem Ponyhof des Lebens.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41891SWR3 Gedanken
Die Trennung zwischen weißen und schwarzen Menschen muss überwunden werden. Sie ist eine Tragödie. Das hat – ganz knapp formuliert - Martin Luther King über die sogenannte Rassentrennung in den USA gedacht. Heute vor 57 Jahren wurde King erschossen. Eine Kugel gegen einen Mann, der Demonstrationen, zivilen Ungehorsam und Boykotte angeführt hat.
Und seine Methoden leben weiter. Im Moment ist zum Beispiel der Boykott wieder in Mode. Es werden gerade im Internet verschiedene Listen herumgereicht, die zeigen, wie man amerikanische Produkte durch andere – deutsche oder europäische – Produkte ersetzen könnte.
„Gut, wenn sie es wenigstens da trifft, wo es ihnen wirklich weh tut: Beim Geld!“ ist da bei manchem die hämische Devise. Für viele Menschen ist es aber einfach ein Versuch irgendwie für sich und andere auszudrücken, dass sie mit dem, was in den USA gerade passiert, nicht einverstanden sind. Ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Für Martin Luther King ging es in erster Linie nicht darum, den Unterdrückern zu schaden. Im Gegenteil: Für ihn bedeutete nämlich die Trennung der Gesellschaft, dass sich auch die Unterdrücker ins eigene Fleisch schneiden. Wer sich vom anderen Menschen trennt, der trennt sich von wertvollen Erfahrungen, wertvollen Fähigkeiten, wertvollen Erkenntnissen. Trennung bedeutete immer Verlust auch für den Unterdrücker. Ein Boykott sollte genau das zeigen.
Ich finde diesen Gedanken heute noch hilfreich. Denn natürlich kann ich voller Schadenfreude den schwäbischen Whiskey trinken oder bei einem europäischen Online-Händler bestellen. Aber eigentlich ist diese Trennung vor allem tragisch und traurig. Und zwar für alle Seiten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41890SWR3 Gedanken
Doris ist für mich eine starke Frau. Sie macht Notfallseelsorge. Das heißt, sie geht dann zu den Menschen, wenn plötzlich zu Hause jemand gestorben ist, oder wenn Angehörigen gesagt werden muss, dass jemand bei einem Unfall umgekommen ist. In diesen Fällen macht sich Doris auf den Weg und steht den Menschen bei.
Das Problem für Doris, hat sie mir mal erzählt: Sie musste lernen, mit ihren Gefühlen zu haushalten. Denn es nützt in dieser Arbeit nicht, wenn sie sich zu sehr bei den starken Gefühlen der Menschen in diesem Moment mitgeht.
Inzwischen hat sie gelernt, auf der einen Seite eine professionelle Distanz zu den Menschen und den Unglücken zu bewahren, auf der anderen Seite kann sie das, was sie gesehen, gehört und erlebt hat, aber auch nicht einfach zur Seite schieben.
Deshalb muss sie mit Kolleginnen und Kollegen darüber reden. Aber ohne Mitgefühl geht es nicht. Ohne Mitgefühl würde sich Doris gar nicht mehr melden, wenn die Anfrage über den Piepser kommt. Mitgefühl ist der Grund, warum sie diese Arbeit überhaupt macht. Weil sie weiß, wie schwierig, traurig und kräftezehrend so eine Situation ist.
Das Mitgefühl ist sowas wie ihr Motor. Und es gibt viele, die so einen Motor haben und sich deshalb auch engagieren für Kinder, für Kranke, für Alleinstehende, für Flüchtlinge und und und. Ich glaube, ohne Mitgefühl wurde ganz vieles nicht so laufen, wie es – noch – bei uns läuft.
Gut, wenn die, die so einen Mitgefühlsmotor haben, selbst auch Mitgefühl erfahren. Gut, wenn sie wie Doris wissen, wie sie sich um sich selbst kümmern können. Denn keiner hat etwas davon, wenn sie ausbrennen.
Also danke an alle Dorise oder Martins oder wie ihr auch immer heißt, dass ihr Eure Superkraft Mitgefühl in Engagement umwandelt und uns und unserer ganzen Gesellschaft helft.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41889Zeige Beiträge 1 bis 10 von 847 »