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SWR Kultur Zum jüdischen Feiertag
LAUBHÜTTENFEST DER ISRAELITEN (SUKKOT)
Wir beginnen unsere Sendung zum Laubhüttenfest mit einem Loblied auf Jerusalem. Kantor Mosche Stern trägt dieses Psalmlied, aus dem Psalm 122. vor: Samachti beomrim li. Die Übersetzung lautet: „Ich freue mich, da man so zu mir sprach: In Sein Haus lasst uns gehen! Unsere Füße, sie stehen in deinen Toren, Jerusalem, auferbaut du – eine Stadt, so in sich verfugt, dass dorthin gezogen die Stämme, Seine Stämme; zu zeugen für Jisrael, Seinem Namen Dank zu erstatten!
Aus dem hebräischen Urtext wurde dieser Psalm von dem Canstatter Dichter Leopold Marx übersetzt. Diese Verse beschreiben die Freude der israelitischen Pilger, die in den alten Zeiten zum Laubhütten-Fest nach Jerusalem wanderten, um ihre Opfergaben im Tempel darbringen zu lassen.
Musik. CD. „Kol Haneschama “(„The Voice of the Soul “); MSCD 1006; Interpret: Mosche Stern; Komponist; traditionell;
Sukkot, auch bekannt als Laubhüttenfest, ist das dritte unserer Pilgerfeste und erinnert an die 40-jährige Wanderung der Israeliten durch die Wüste, nachdem sie aus Ägypten ausgezogen waren. Während dieser Zeit lebten sie in provisorischen Unterkünften oder Sukkot, die unsere eigene Abhängigkeit von G-ttes Schutz und Versorgung symbolisieren. Die Sukka, steht für die Zerbrechlichkeit des Lebens und unser Vertrauen auf den Allmächtigen.
Im dritten Buch Mose, lesen wir (23:42-43): "Sieben Tage lang sollt ihr in Hütten wohnen. Alle Einheimischen Israels sollen in Zelten wohnen, damit eure zukünftigen Generationen wissen, dass Ich die Israeliten in Hütten wohnen ließ, als Ich sie aus Ägypten herausführte. Ich bin der Herr, euer G-tt“.
Dieser Abschnitt erinnert uns an die Treue des Herrn und daran, wie wichtig es ist, sich an unsere bescheidenen Anfänge als Volk zu erinnern. Es ist ein Aufruf zur Demut und zur Dankbarkeit für die Segnungen, die wir jeden Tag erhalten. Sukkot ist auch als „Seman Simchateinu“, die Zeit unserer Freude, bekannt. Im Gegensatz zu anderen Feiertagen, die einen eher düsteren Ton haben können, ist Sukkot von Freude und Feierlichkeit geprägt. Wir werden ermutigt, uns über die reiche Ernte des Heiligen Landes und die Güte G-ttes zu freuen. Ein weiterer wichtiger Aspekt von Sukkot ist das Schwingen mit den vier Pflanzenarten, auf Hebräisch „Arba Minim“. Diese sind: Etrog, der Paradiesapfel. Er ähnelt einer Zitrone und hat einen ausgeprägten Duft.
Lulaw, die Palme ist der Mitteldorn eines Palmzweiges.
Hadas sind drei Zweige der Myrte mit drei Blättern, die an jedem Knoten wachsen.
Und die Arawa, das sind Zweige der Bachweide, die weniger haltbar sind.
Diese vier Arten werden bei einer besonderen Zeremonie verwendet und während des Festes gemeinsam in einer Prozession, auf Hebräisch Hakafot, um die Synagoge herumgetragen. Das Schwenken der Arba Minim symbolisiert die Einheit und Vielfalt des jüdischen Volkes und ehrt die Gegenwart G-ttes in allen Richtungen.
Und nun hören Sie ein Psalmlied aus den Lobpsalmen des Festes: Zeh Hajom. (Ps. 118: 29) „Diesen Tag schuf (für uns) der Herr; jubeln wir und freuen wir uns an ihm.“ - Es singt Kantor David Werdyger.
Musik. CD. „Skulaner Chassidic Nigunim I.; Interpret: D. Werdyger; Komponist; D. Werdyger;
Das wichtigste Ritual im Zusammenhang mit den Arba Minim ist der Segen, der an jedem Tag von Sukkot, mit Ausnahme des Schabbats, über sie gesprochen wird. Dieser Brauch basiert auf dem biblischen Gebot aus dem dritten Buch Mose (23:40), das den Israeliten befiehlt: „Nehmt für euch am ersten Tag die Frucht eines herrlichen Baumes, gemeint ist der Paradiesapfel (Etrog), Palmzweige (Lulaw), Zweige von Laubbäumen (Hadas) und von den Weiden des Baches (Arawa), und ihr sollt sieben Tage lang fröhlich sein vor dem Herrn, eurem G-tt“.
Die vier Arten lehren uns etwas über Einheit und Vielfalt. So wie jede Pflanze für die Erfüllung des Gebots wichtig ist, ist jedes Individuum in den Augen G-ttes wertvoll. Dieses Ritual erinnert uns daran, unsere Unterschiede zu akzeptieren und in Harmonie zusammen zu leben.
"Freut euch an eurem Fest - ihr, eure Söhne und eure Töchter, eure Knechte und eure Mägde, die Leviten, die Fremden, die Waisen und die Witwen, die in euren Städten wohnen. Sieben Tage lang sollst du das Fest des Herrn, deines G-ttes, feiern an dem Ort, den der Herr erwählen wird. Denn der Herr, dein G-tt, wird dich segnen in all deiner Ernte und in all der Arbeit deiner Hände, und deine Freude wird vollkommen sein“. ( 5 B.M.16:14-15) Dieses Gebot, sich zu freuen, unterstreicht die Universalität des Festes, das allen Menschen, Freude bringt. Es erinnert uns daran, dass wahres Glück in der Gemeinschaft und in gemeinsamen Erfahrungen zu finden ist. Während Sukkot wird uns befohlen, in der Sukka zu leben, einer temporären Hütte, die den Elementen ausgesetzt ist. Diese Praxis erinnert uns eindringlich an die Vergänglichkeit des Lebens und an unser Vertrauen in den g-ttlichen Schutz. In Psalm 91 (1-2) heißt es: „Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt, ruht im Schatten des Allmächtigen. Ich werde vom Herrn sagen: 'Er ist meine Zuflucht und meine Burg, mein G-tt, auf den ich vertraue'“.
Das Verweilen in der Laubhütte ermutigt uns, unsere Komfortzone zu verlassen, die Einfachheit des Lebens zu schätzen und Sicherheit in der Gegenwart G-ttes und nicht in materiellen Besitztümern zu finden.
Während wir Sukkot in der heutigen Welt feiern, sollten wir darüber nachdenken, wie die Lehren dieses Festes auf unser modernes Leben angewendet werden können. In einer Zeit, in der sich viele darauf konzentrieren, immer mehr Dinge zu erwerben, ruft Sukkot uns dazu auf, dankbar für das zu sein, was wir haben, und in der Einfachheit zufrieden zu sein. Es fordert uns auf, stärkere Gemeinschaften aufzubauen und Menschen in Not zu unterstützen.
Wenn wir uns in unseren Synagogen versammeln, um das fröhliche Sukkot-Fest zu feiern, sollten wir uns die Lehren dieses Festes in Erinnerung rufen: Dankbarkeit für G-ttes Fürsorge, Freude über unsere Segnungen, Einheit in der Vielfalt und Vertrauen auf den g-ttlichen Schutz.
Zum Abschluss unserer Sendung hören Sie einen Abschnitt aus der Festliturgie: Wekarew Pesurenu. Auf Deutsch: Bringe, O Herr, unsere Zerstreuten aus der Mitte der Völker zurück. Und unsere Zersprengten sammle von den Enden der Erde wieder ein. Hole sie erneut nach Zion heim, in Deine Stadt Jerusalem, in Freude. Es singt Jehoram Gaon.
Musik. CD. „Neschama“; Niv. Records; 03-459957; Interpret: Jehoram Gaon; Komponist; Traditionell;
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Welcher ist der rechte Weg, den sich der Mensch wähle? Der zur Ehre gereicht dem, der ihn einschlägt, und ihm Achtung bringt bei den Menschen. Achte auf ein geringes Gebot, wie auf ein wichtiges, denn du kennst die Belohnung für die Gebote nicht. Berücksichtige beim durch das Gebot entstehenden Verlust den dadurch entstehenden Gewinn, und beim durch das Verbot entstehenden Gewinn den dadurch entstehenden Verlust. Betrachte drei Dinge und du wirst zu keiner Sünde kommen: Wisse, was über dir ist, ein Auge sieht und ein Ohr hört, und all deine Taten werden in ein Buch eingeschrieben.
Sprüche der Väter (Pirke Awot) 2:1
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Zu Beginn unserer Sendung zum Versöhnungstag hören Sie Kantor Mosche Koussevitzky in einer klassischen Aufnahme. Er trägt einen Abschnitt aus der Liturgie der Hohen Feiertage vor. Habet Mischamajim ure‘e. Die Übersetzung lautet: Blicke, O Herr von Deiner Höhe herab und siehe wie wir zum Gespött und Hohn geworden unter den Völkern; als Schafe für die Schlachtbank sind wir erachtet…Aber bei all dem haben wir deinen Namen nicht vergessen; bitte vergiss uns nicht.
Musik “The Art of the Cantor“; LC- Isr.Music CD 5002; Interpret: Mosche Kussevitzky; Komponist: Mosche Kussevitzky
Jom Kippur, der Versöhnungstag, ist der heiligste Tag des Jahres in unserem jüdischen Kalender. Er fällt auf den 10. Tag des Monats Tischri.
Jom Kippur folgt neun Tage nach Rosch Haschana, unserem Neujahrsfest, und markiert das Ende der Zehn Tage der Reue. Der Tag ist eine Zeit der intensiven Buße und Selbstprüfung, an dem wir in allen jüdischen Gemeinden fasten, beten und unsere Verfehlungen bereuen.
Wenn wir uns am Jom Kippur in den Synagogen versammeln, begehen wir eine Zeit, in der wir unsere Seelen reinigen und uns aufrichtig vor den Allmächtigen stellen. Jom Kippur ist der Tag der Versöhnung, an dem wir nicht nur unsere Verfehlungen vor G-tt bekennen, sondern auch die Beziehungen zu unseren Mitmenschen in Ordnung bringen wollen. Wie der Schabbat ist Jom Kippur ein Tag der Ruhe, an dem keine Arbeit verrichtet werden darf.
Teschuwa, die Rückkehr zum Allmächtigen, ist der zentrale Gedanke von Jom Kippur. Es ist ein Prozess, der aus drei Hauptschritten besteht. Aus dem Widduj, dem Eingeständnis unserer Verfehlungen. Wir bekennen offen und ehrlich vor G-tt und den Menschen, was wir falsch gemacht haben, zeigen Einsicht, Reue und den festen Entschluss diese Fehler in der Zukunft zu vermeiden.
Unsere heiligen Schriften lehren uns, dass keine Verfehlung zu groß ist, um durch aufrichtige Teschuwa vergeben zu werden. Der Prophet Jesaja sagte: "Kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünden auch blutrot sind, sollen sie doch schneeweiß werden; und wenn sie rot sind wie Purpur, sollen sie doch wie weiße Wolle werden" (Jesaja 1:18). Der Versöhnungstag ist durch ein 25-stündiges Fasten gekennzeichnet.
Die Seuda Mafseket ist die letzte Mahlzeit, die vor dem Beginn des Fastens eingenommen wird. Seuda Mafseket bedeutet „Trennungsmahl“, das den Wochentag vom heiligsten Tag des Jahres trennt. Diese Mahlzeit ist eine wichtige Tradition in der jüdischen Praxis, da sie dazu beiträgt, sich sowohl körperlich als auch geistig auf das Fasten und den darauf folgenden Tag des intensiven Gebets und der Reflexion vorzubereiten
Die Seuda Mafseket findet am späten Nachmittag am Vorabend von Jom Kippur statt, bevor das Fasten bei Sonnenuntergang beginnt. Es ist die letzte Gelegenheit, bis zum Ende von Jom Kippur am folgenden Abend zu essen und zu trinken. Die Mahlzeit besteht in der Regel aus leichten und einfachen Speisen. Dazu gehören oft Huhn oder Fisch, Gemüse und Obst. Ziel ist es, übermäßig salzige oder scharfe Speisen zu vermeiden, die das Fasten erschweren könnten.
Bei der Seuda Mafseket geht es nicht nur um körperliche Nahrung. Es ist auch ein Moment der spirituellen Vorbereitung, bei dem sich die Teilnehmer auf die Bedeutung von Jom Kippur konzentrieren, über das vergangene Jahr nachdenken und sich vornehmen, sich im kommenden Jahr zu verbessern.
Und nun hören Sie Kantor Dudu Fischer mit seinem Chor. Er trägt ein Gebet der Synagoge zum Wohle der Gemeinde vor: Mi scheberach. Auf Deutsch: Der Herr, der unsere Väter Abraham, Isaak und Jakob gesegnet hatte, segne diese Gemeinschaft und alle anderen Gemeinden. Alle, die Brot den Fremden, Hilfe den Armen geben, die sich mit den Angelegenheiten der Gemeinde in Treue beschäftigen...Der Herr, gelobt sei Er, …schicke Segen auf all ihre Werke...So sagen wir: Amen...
Musik „Malavsky Family Songs“; Interpret: Dudu Fischer; Komponist: S. Malavsky
Nach der Seuda Mafseket beginnt das Fasten, und der Schwerpunkt verlagert sich ganz auf das Gebet, die Reue und die Bitte um Vergebung.
Dazu gehört der Verzicht auf Essen, Trinken und andere körperliche Annehmlichkeiten. Aber das Fasten am Jom Kippur ist mehr als nur ein Verzicht auf Essen und Trinken. Es ist ein Verzicht auf unsere physischen Bedürfnisse, damit wir uns auf unsere spirituellen Bedürfnisse konzentrieren. Indem wir fasten, zeigen wir unsere ernsthafte Reue und Demut vor dem Herrn. Viele Menschen tragen an Jom Kippur weiße Kleidung, als Symbol für Reinheit und den Wunsch, von Sünden gereinigt zu werden. Einige Männer tragen den sogenannten Sargenes, einen weißen Kittel, in dem sie dereinst beerdigt werden.
Das Gebet spielt eine ebenso zentrale Rolle. Am Vorabend von Jom Kippur beginnen wir noch am hellichten Tag mit der Gebetsformel Kol Nidre, ein Widerruf aller persönlichen Gelübde, Eide und Versprechungen gegenüber G-tt, die unwissentlich oder unüberlegt abgelegt wurden. Vergebung ist ein zweischneidiges Schwert. Wir suchen G-ttes Vergebung für unsere Verfehlungen, aber unsere Rabbiner lehren uns, dass wahre Vergebung nur dann möglich ist, wenn wir auch bereit sind, unseren Mitmenschen zu vergeben. Von Rabbi Akiwa lesen wir folgenden Satz in der Mischna, in der ersten Niederschrift der mündlichen Tora: "Glücklich seid ihr, Israel! Vor wem reinigt ihr euch und wer reinigt euch? Euer Vater im Himmel." Wenn G-tt uns verzeiht, sollten wir diese Gnade auch anderen gegenüber zeigen.
Jom Kippur ist nicht nur ein Tag der Reue, sondern auch ein Tag des Neubeginns. Es ist eine Gelegenheit, alte Gewohnheiten abzulegen und ein besseres Ich anzustreben. Rabbi Israel Salanter, der jüdische Gelehrte, Talmudist, Rabbiner und Gründer der religiös-ethischen Schule Mussar im 18. Jahrhundert sagte: "Das Ziel des spirituellen Lebens ist nicht, besser zu sein als andere, sondern besser als wir selbst in der Vergangenheit waren."
Während wir diesen heiligen Tag begehen, mögen wir daran denken, dass Jom Kippur eine Gelegenheit ist, unsere Seelen zu erneuern und unseren Platz im Buch des Lebens zu sichern. Mögen wir ehrlich und demütig vor G-tt treten, unsere Verfehlungen bekennen, Vergebung suchen und die feste Absicht haben, uns zu bessern. Möge dieser Jom Kippur für uns alle ein wahrhaftiger Tag der Versöhnung und Erneuerung sein.
Mit der Liturgie des Neila Gebetes und dem Blasen des Schofars schließen wir diesen ehrfurchtsvollen Tag ab.
Zum Abschluss unserer Sendung zum Versöhnungstag hören Sie einen Abschnitt aus dem Machsor, aus dem Festtagsgebetbuch, in chassidischer Bearbeitung: Darkecha Elokenu. Die Übersetzung lautet: Deine Art, O Herr, ist es langmütig zu sein, - allen Menschen gegenüber...Daher preisen wir Dich... Es singen Nira Rabbinovitz und Schlomo Nitzan.
Musik „Lechu Neranena. Shabbat and Chassidic Songs“; Interpret: Nira Rabbinovitz und Schlomo Nitzan; Komponist: Volksweise
Wir wünschen einander: G'mar Chatima Towa – Möget ihr im Buch des Lebens eingeschrieben sein.
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Wir beginnen unsere Sendung mit einer chassidischen Bearbeitung des biblischen Verses aus dem Buch des Propheten Jeremia: Haben Jakir li Efrajim. Er bildet einen Teil unserer Neujahrsliturgie. Die Übersetzung lautet: „So spricht der Herr: Gedacht habe ich deiner Jugend Minne, (Israel) der Liebe deiner Brautschaft, wie du Mir nachgingst in die Wüste in unbesätes Land...Geweiht war Israel dem Herrn, der Erstling Seiner Ernte...“ (Jer. 2:2). Es singt die Effie-Netzer-Gruppe.
Musik „Chassidic and Sabbat Songs“; Interpret: Effie-Netzer-Gruppe, Komponist: Volksweise
Wenn wir uns versammeln, um Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest, zu feiern, bietet sich uns eine wertvolle Gelegenheit, über das vergangene Jahr nachzudenken und unsere Vorsätze für das kommende Jahr zu fassen. Dies ist eine Zeit der Erneuerung, eine Zeit, in der wir unser Leben, unsere Beziehungen und unsere Verbindung mit dem G-ttlichen überprüfen.
Rosch Haschana ist viel mehr als nur ein neuer Anfang im Kalender. Es ist ein tiefgreifender, spiritueller Moment, der uns zur Selbstbeobachtung und zum Wandel aufruft. Das Blasen des Schofars, des Widderhorns, ist ein zentraler Bestandteil des Feiertages. Sein Klang ist ein Weckruf, der unsere Seelen aus der Selbstgefälligkeit aufrüttelt und uns an unsere Bestimmung erinnert.
Die Töne des Schofars sind ein Aufruf zum Handeln. Sie fordern uns auf, aus unserem spirituellen Schlummer aufzuwachen und uns selbst genau unter die Lupe zu nehmen. Leben wir nach unseren Werten? Behandeln wir andere mit Freundlichkeit und Respekt? Leisten wir einen positiven Beitrag in unserer Gemeinschaft? Diese Fragen müssen wir uns stellen, wenn wir an der Schwelle zu einem neuen Jahr stehen.
Der Klang des Schofars erinnert uns auch an die Bindung Isaaks, eine Geschichte des Glaubens und des Opfers. Er fordert uns auf, darüber nachzudenken, was wir bereit sind, für das Allgemeinwohl, für unsere Familien, für unsere Gemeinschaft und für unseren Glauben zu leisten.
Eines der zentralen Themen von Rosch Haschana ist Teschuwa, Reue. Teschuwa ist mehr als nur die Bitte um Vergebung; es geht darum, dass wir uns aufrichtig bemühen, unser Verhalten zu ändern. Es geht darum, sich von unseren negativen Verhaltensweisen abzuwenden und einen Weg der Rechtschaffenheit einzuschlagen.
Dieser Prozess der Teschuwa umfasst vier Schritte: unsere Fehler erkennen, echte Reue empfinden, Wiedergutmachung leisten und sich zur Veränderung verpflichten. Es ist kein einfacher Prozess, aber er ist für unser geistiges Wachstum unerlässlich. Wenn wir uns auf Teschuwa einlassen, reinigen wir unsere Seele und öffnen uns für die Möglichkeit einer besseren Zukunft.
Und nun erkling ein traditionelles Stück der synagogalen Festliturgie. Es singt Kantor Issachar Helman mit seinem Chor: Lk’el Orech Din. Auf Deutsch. Wir huldigen G-tt, der das Urteil über uns fällt. Der am Tage des Gerichts unsere Herzen prüft; der die geheimsten Gedanken kennt und doch redliches Urteil über uns fällt.
Musik „Sarfei Mala“; Interpret: Issacher Helman und Chor; Komponist: J.Rosenblatt
An Rosch Haschana heißt es, dass G-tt das Buch des Lebens öffnet und unser Schicksal für das kommende Jahr einträgt. Diese Metapher erinnert uns an die Macht unserer Handlungen und Entscheidungen. Wir können zwar nicht alles kontrollieren, was uns widerfährt, aber wir können kontrollieren, wie wir darauf reagieren und wie wir unser Leben gestalten wollen.
Mit Ehrlichkeit und Demut sollten wir über das vergangene Jahr nachdenken, unsere Unzulänglichkeiten anerkennen, aber auch unsere Erfolge feiern. Wir wollen die Verpflichtung eingehen, besser zu sein, besser zu handeln und unseren höchsten Idealen gerecht zu werden.
Rosch Haschana ist eine Zeit der Hoffnung und der Erneuerung. Sie erinnert uns daran, dass wir, egal was in der Vergangenheit geschehen ist, die Macht haben, unsere Zukunft zu gestalten. Wir haben die Möglichkeit, neu anzufangen, zerbrochene Beziehungen zu kitten und unsere Träume mit neuem Elan zu verfolgen.
Mögen wir dieses neue Jahr mit einem Gefühl der Zielstrebigkeit und Entschlossenheit beginnen. Mögen wir danach streben, mitfühlender, großzügiger und liebevoller zu sein und gemeinsam daran arbeiten, eine Gemeinschaft aufzubauen, die die Werte Gerechtigkeit, Frieden und Respekt widerspiegelt.
Wir empfinden Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens und die Möglichkeit, neu zu beginnen. Lauschen wir dem Klang des Schofars und lassen uns von ihm inspirieren, unser Bestes zu geben. Möge dieses neue Jahr für uns alle ein Jahr des Friedens, der Gesundheit, des Glücks und der Erfüllung sein.
Zum Abschluss unserer Sendung erklingt ein Ausschnitt aus einem Pijjut, einer Gebetsdichtung des Mussaf-Vormittagsgebets: Ki Keschimcha. Die Übersetzung lautet: Denn, wie Dein Name, O, Herr, so ist Dein Ruhm: Schwer zu erzürnen, leicht zu besänftigen. Du willst den Tod des Schuldigen nicht, sondern, dass er von seinem Wandel ablasse und lebe. Bis zum Tage seines Todes wartest Du auf ihn. Wenn er umkehrt, nimmst Du ihn bei Dir sofort auf. In Wahrheit, Du bist ihr Schöpfer und kennst ihren Trieb, dass sie nur Fleisch sind und Blut. Was ist der Mensch? Aus dem Staube der Erde ist er entsprossen, und im Staube löset er sich auf….
Musik „The Best of Naftali Hershtik.“Interpret: Naftali Hershtik; Komponist: Naftali Hershtik
Schana Towa U'Metuka - Mögen wir alle ein gutes und süßes Jahr haben.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40602Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Im biblischen Wochenabschnitt für den kommenden Schabbat treffen wir auf einige bedeutende Passagen, in denen die wesentlichen Aspekte unseres Judentums auf den Punkt gebracht werden. Uns verbindet die Tora. Wenn wir den am Sinai geschlossenen Bund annehmen, haben wir ein Volk, zu dem wir gehören (5.B.M. 29:9,13-14). Unsere Tradition lässt uns nicht den Raum, Unwissenheit vorzutäuschen. Die Tora bietet uns die Möglichkeit, das Universum und unseren Platz darin zu verstehen. Und wir haben alle die Fähigkeit, sie zu begreifen. Die Tora erklärt uns, dass wir in unserer Wahl frei sind. Jeden Tag treffen wir Entscheidungen darüber, wie wir leben wollen. Und dabei geht es auch um Achtsamkeit. Wir müssen stets darauf achten, was um uns herum geschieht. Denn je tiefer wir das Hier und Jetzt wahrnehmen, desto bewusster wird unser Handeln und Verhalten sein. Je bewusster und überlegter wir leben, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns von spontanen Stimmungen und momentanen Launen leiten lassen. Jüdisch zu sein bedeutet zu wissen, dass wir uns in Verantwortung für diese Welt sehen und dass es in unseren Möglichkeiten liegt, die damit zusammenhängenden Verpflichtungen zu erfüllen. Während wir uns auf unser Neujahrsfest am kommenden Donnerstag und auf die mit dem neuen Jahr beginnenden Hohen Feiertage vorbereiten, mögen uns diese Überlegungen Kraft und Orientierung geben.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40601
Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Im Hebräischen sprechen wir von „Zedakka“, wenn wir Wohltätigkeit für die Allgemeinheit, Spenden für die Gemeinschaft oder Unterstützung für die Bedürftigen meinen.
Der Begriff „Zedakka“ beinhaltet das Wort für „gerecht“ - „zedek“. Schon daran erkennen wir, dass soziales Engagement in unserem jüdischen Verständnis etwas mit Gerechtigkeit und Ausgleich zu tun hat.
Manche Menschen haben mit einem inneren Widerstand zu kämpfen, wenn es um dieses Gebot geht. Sie wissen sehr wohl, dass sie geben sollten, aber manchmal werden sie diesen Gedanken nicht los: „Ich habe hart für mein Geld gearbeitet - warum sollte ich es jetzt weggeben? Wenn jemand anderes Geld braucht, dann sollte er dafür arbeiten, so wie ich es getan habe. Andere hingegen, vor allem die Chassidim, haben eine ganz andere Einstellung zu allem materiellen Besitz. Sie sagen: „Das Stück Brot, das ich habe, gehört dir genauso wie mir.“ Es ist nicht zu übersehen, dass sie das Wort „dir“ vor dem Wort „mir“ aussprechen, woraus hervorgeht, dass für sie die Pflicht, ihr Brot mit anderen zu teilen, immer noch Vorrang vor ihren eigenen Bedürfnissen hat. Eine solche Haltung ist absolut selbstlos.
Die Tora schreibt vor, dass man „ma'asser“ für Zedakka geben muss, das ist ein Zehntel des Einkommens. So mancher selbstloser Mensch hat jedoch das Gefühl, dass er einen größeren Beitrag leisten sollte. Der Talmud (Ketuwot 67a) legt ebenfalls ein Maximum fest: nicht mehr als ein Fünftel. Auch wenn man keinen Dank oder keine Anerkennung für das Geben erhält, muss man geben - mit innerer Freude und bereitwillig. Der Talmud lobt besonders diejenigen, die „im Stillen“, im Geheimen spenden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40172SWR3 Gedanken
Am Eingang eines jeden Schabbattages, am Festtisch wird ein Abschnitt aus dem biblischen Buch der „Sprüche Salomonis“ gesungen: „Eine tapfere Frau, wer findet sie? Mehr als alle Perlen ist ihr Wert. Sie öffnet ihren Mund in Weisheit“. („Eschet Chajil“. Mischle:31,10-31)
Die rabbinische Tradition thematisiert an zahlreichen Stellen die Bedeutung der Frau für den Mann, „wie G-tt“ auf Erden zu sein, und bringt an zahlreichen Stellen die Wertschätzung und Hochachtung für die Frau zum Ausdruck. Ich zitiere:
„Stets sei der Mann darauf bedacht, seine Frau zu ehren, denn nur um ihretwillen wird sein Haus gesegnet“. (Baba Mezia 59a) Oder:
„Die Frau ist vom Schöpfer mit größerer Einsicht ausgestattet als der Mann.“ (Nidda: 45b)
Im Talmud finden wir zahlreiche Stellen für die Bedeutsamkeit der Frau: Zusammenfassend lernen wir: Die Frau ist Mittelpunkt des Familienverbandes. („Das Haus, das ist seine Frau“ – Joma I,1).
Im 19. Jahrhundert, mit Einwirkung der bürgerlichen Assimilationsbestrebungen, wandten sich viele jüdische Frauen vielfältigen Gebieten zu, wie beispielsweise dem Kunsthandwerk, der Malerei, der Dichtung, Schriftstellerei und dem Bühnenwesen, außerdem der Musik und der Bildhauerei.
Jüdische Frauen waren in der wilhelminischen Zeit Pionierinnen der modernen Sozialarbeit. Denn in der Gesellschaft im Deutschland jener Zeit, waren Frauen häufig benachteiligt. Jüdische Frauen waren oft einen Schritt der Allgemeinheit voraus. Und zwar aus ihrem jüdischen Urverständnis von Familie und Gesellschaft.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40171Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Die „Titelfigur“ unseres biblischen Wochenabschnittes, das wir morgen in den Synagogen lesen, heißt Pinchas. Pinchas war ein Priester. Seine „Amtsführung“ gibt bis heute Anlass zu Diskussionen.
Die Tora berichtet über eine Episode im Laufe der Wüstenwanderung der Israeliten, in der Pinchas eigenmächtig handelte, in dem er zwei Männer ermordete, dadurch jedoch einen großen Teil des Volkes vom Rückfall in eine Gesellschaft der Rücksichtslosigkeit bewahrte. Die Männer hatten das Lager der Israeliten verlassen, um die „Liebesdienste“ von Moabiterinnen „in Anspruch zu nehmen“.
Durch seinen harten Eingriff ging der Priester Pinchas in die Geschichte der Israeliten, als ein Musterfall von Fanatismus ein. Die Darstellung der Heiligen Schrift weckt den Anschein, als ob sie die Vergeltungsmaßnahme des Priesters gegen die Übeltäter bejahen würde. Die nachbiblische Literatur der Schriftgelehrten, der Talmud, formuliert eindeutiger und weist den Fanatismus in seine Schranken. Wenn man die Tat Pinchas’ und die Umstände analysiert, könnte man behaupten, dass Pinchas ein Eiferer, aber kein Fanatiker war. Seine Handlung untergräbt jegliche Stabilität und Ordnung. Fanatiker können manipulierbare Massen begeistern. Der Fanatismus ist ein Gegner der Objektivität. Er ist blind und verblendet diejenigen, die mit ihm in Berührung kommen. Er führt zu Intoleranz, Gewaltbereitschaft und einer Ablehnung anderer Meinungen und Lebensweisen. Daher widerspricht Fanatismus den Grundideen des Judeseins.
Im Judentum ist jeder Mensch dazu aufgerufen und dafür verantwortlich, seinen Beitrag zur Verbesserung und „Reparatur der Welt“, auf Hebräisch „Tikkun Olam“ zu leisten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=40083Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Als die Israeliten beim Auszug aus Ägypten die Grenzen des Heiligen Landes erreichten, riet der Herr Moses, Kundschafter nach Kanaan zu schicken.Zwölf Männer, die die zwölf Stämme Israels repräsentierten. Sie zogen vierzig Tage lang umher. Die Bewohner von Kanaan betrieben eine hoch entwickelte Landwirtschaft und lebten in solide gebauten Häusern aus Stein und Holz, was die Israeliten in Erstaunen versetzte... Nach 40 Tagen erstatten die Kundschafter dem ganzen Volk Bericht. Die meisten von ihnen haben in ihren Meldungen nicht die Unwahrheit gesagt. Sie haben lediglich berichtet, „dass das Volk, das im Lande wohnt, sehr mächtig ist, und dass die Städte sehr stark und groß sind. (4.B.M.13: 28)...außerdem wurden dort wahrhaftige Riesen gesehen....“ (4.B.M.13:33)
Sie haben weder manipuliert noch gelogen, aber sie haben die Erfahrung mit starken Tönen „gefärbt“ und ihre eigene Einschätzung hinzugefügt: Wir werden niemals in der Lage sein, dieses Land zu erobern. Mit ihrer Aussage verbreiteten sie Hilflosigkeit und Verzagtheit.
Im Lager brach eine offene Rebellion aus. Immer mehr Menschen forderten aus Angst die Rückkehr nach Ägypten! Wegen ihrer Feigheit und Verzagtheit erlitten die Israeliten eine schwere Strafe: Vierzig Jahre lang mussten sie in der Wüste umherziehen. Bis auch der letzte, dessen Seele noch von den Gedanken der Knechtschaft genährt wurde, diese Welt verließ..... Erst dann, wenn eine in Freiheit geborene Generation an die Stelle ihrer Väter tritt, werden sie das Land der Verheißung als Erbe empfangen und schätzen können... Eine Lektion über den Wert von Freiheit und Unabhängigkeit, an die wir uns jedes Jahr erinnern müssen, wenn wir diese Berichte lesen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=39937SWR Kultur Zum jüdischen Feiertag
Als musikalische Einleitung zu unserem Toragebungsfest Schawuot hören Sie nun eine Komposition von Shlomo Carlebach. Er trägt einen Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja vor: „Ki Mizijon teze Tora.“ (Jes.2:3). Auf Deutsch: „Denn von Zion geht die Lehre aus und das Wort G-ttes aus Jerusalem“.
Es scheint, dass der Prophet Jesaja, der im 8.Jhdt. v.d.Z., also etliche Jahrhunderte nach der sinaitischen Offenbarung lebte, die Schwerpunkte und die Tradierung der biblischen Lehre, wie auch des G-ttewortes von Sinai in Richtung Zion, nach Jerusalem verlegte.
(Musik. CD. LC. Hed-Arzi Records 15300; „The very best of Shlomo Carlebach “; Interpret: Shlomo Carlebach; Komponist: Shlomo Carlebach; 19-62720; Zeit: 3:05; Take 013; AMS: M0082327 –Gesamtzeit 3:05/gesendet ca.1:20-
Schawuot, auch bekannt als das Wochenfest, ist ein wichtiger Feiertag im jüdischen Kalender. Er erinnert an die Übergabe der Tora an Moses auf dem Berg Sinai. Obwohl Schawuot keine offensichtlichen Symbole aufweist, hat es eine tiefe spirituelle Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft. Das hebräische Wort „Schawuot“ bedeutet “Wochen” und weist auf ein Gebot der Tora hin, das uns die Zählung der Tage und der Wochen, vom zweiten Tag des Pessachfestes an, verordnet. Nach Ablauf von sieben Wochen, also am fünfzigsten Tag folgte dann das Schawuot-Fest. Den Grund für das Gebot der Zählung sah man in der Tatsache, dass die Landwirte des Altertums kaum einen festen Kalender besitzen konnten. Aufgrund der angeordneten Zählung der Tage und Wochen konnten sie weder das Fest, noch ihre Pflichten zur Abgabe von Erstlingsfrüchten für den Tempel in Jerusalem vergessen.
Schawuot ist, wie die meisten Feste unseres Volkes, ein Feiertag mit mehreren Inhalten. In der Tora hat unser Wochenfest mehrere Namen: Chag HaSchawuot, auf Deutsch: “Wochenfest”; Chag HaKatzir: “Fest der Ernte”; Chag HaBikkurim, „Fest der Erstlingsfrüchte” und Atzeret, was so viel bedeutet, wie: “feierliche Versammlung”
Das „Wochenfest“ war von der biblischen Zeit her auch ein „Erntedankfest“. Das Volk dankte G-tt für die Gerstenernte. Dieses, für „das tägliche Brot“ wichtige Getreide, wird im Heiligen Land zu dieser Jahreszeit eingefahren. Die Erstlingsfrüchte des Landes wurden zu Zeiten des Tempels durch die Pilger nach Jerusalem getragen. Am Schawuot feiern wir auch den neuerlichen Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai. Beim erstmaligen Empfang hatte Moses die Steintafeln mit den Zehn Geboten laut biblischer Überlieferung zerschmettert, weil das Volk Israel ein Goldenes Kalb anbetete. Daraufhin ging Moses wieder auf die Spitze des Berges Sinai, um die Gebote ein weiteres Mal zu erbitten. Die Zehn Gebote stehen im Mittelpunkt der Toralesung beim Synagogeng-ttesdienst. Sie werden unter Begleitung einer besonderen Melodie vorgelesen, während die ganze Gemeinde stehend diesen Abschnitt der Tora verfolgt. Traditionell werden an Schawuot milchhaltige Speisen gegessen, wie Käsekuchen, oder Pfannkuchen gefüllt mit süßem Quark.
Und nun hören Sie einen Abschnitt der Festliturgie „Bej Ana rachiz“. Das Gebet in der Synagoge vor dem offenen Toraschrank, bevor die Schriftrollen aus dem Toraschrein ausgehoben und vorgelesen werden, lautet auf Deutsch: Ich stütze mich nur auf G-tt, den Herrn der Welt. Seine Lehre ist Wahrheit, Seine Propheten sind wahrhaftig. Er erweist immer wieder Gutes und die Wahrheit. Auf Ihn verlasse ich mich. Seinen Namen rühme ich! -- Es singen Mordechaj und Jidel Werdyger.
(Musik. CD. „Three Generations sing. “Interpret: Mordechaj Werdyger; Komponist: David Werdyger; 19-098451; (Take: 004 ODER) Take: 9; Zeit: 8:09; AMS: M0128471)
Der starken und intensiven Verbindung des Schawuot-Festes mit dem „Erntedank“ verdankt das biblische „Buch Ruth“ seine synagogale Vorlesung an diesem Festtag. // Nachdem sie nach Moab gezogen war und dort ihren Mann und ihre beiden Söhne verloren hatte, beschließt Naomi, dass es an der Zeit war, nach Jehuda heimzukehren. Es muss ihr das Herz gebrochen haben, die Rückreise ohne diejenigen zu beginnen, mit denen sie gekommen war. Aber sie hatte ja noch ihre beiden jungen Schwiegertöchter Orpa und Ruth. In jenen Tagen gehörten sie weiterhin zu ihrem Haushalt, auch wenn ihre Ehemänner nicht mehr da waren.
Irgendwann muss Naomi überlegt haben, wie viel die beiden jungen Frauen aufgeben mussten, als sie das verließen, was wahrscheinlich das einzige Zuhause war, das sie je gekannt hatten. Sie forderte ihre Schwiegertöchter auf, umzukehren und in das Haus ihrer Mütter zurückzugehen. Zunächst wehrten sich beide Frauen, aber schließlich überzeugte Naomis Hartnäckigkeit Orpa, und sie küsste Naomi und machte sich auf den Heimweg. Aber das Buch Ruth erzählt uns, dass die andere Schwiegertochter sich nicht überzeugen ließ. Ihre Verpflichtung gegenüber ihrer Schwiegermutter war zu stark. Und so sprach Ruth zu Naomi: „Der Herr tue mir das an, und noch mehr, wenn dich und mich etwas anderes, als der Tod trennt,
Zwei Witwen hatten es in jenen Tagen nicht leicht, und wahrscheinlich erlebten sie Hunger und Armut, als sie nach Jehuda kamen. Aber sie hatten einen reichen Verwandten, einen Mann namens Boas, und Ruth ging zu seinen Feldern, wo gerade die Ernte eingebracht wurde, um die Getreidereste zu sammeln. Boas wurde dort auf sie aufmerksam, und er hatte bereits von ihrer Hingabe und Fürsorge für ihre Schwiegermutter Naomi gehört. So nahm er sie in seinen Schutz, erlaubte ihr, von den Garben zu sammeln, und gab ihr zu essen. Nach einer gewissen Zeit heirateten Boas und Ruth.
Aufgrund von Ruths Hingabe und Liebe zu Naomi und ihrer Weigerung, von dem Weg abzuweichen, von dem sie wusste, dass er der richtige war, segnete G-tt sie in hohem Maße. Und so war es ihnen vergönnt in Frieden und Ruhe zu leben. Ruth und Boas bekamen Kinder, und deren Enkel wurde dann der legendäre König David, aus dessen Haus wir eines Tages das Kommen des Messias erleben werden. Der Glaube an diese messianische Hoffnung möge auf die ganze, viel gelittene, friedlose Welt ausgedehnt werden.//Zum Schluss unserer Sendung hören Sie Kantor Jitzchak Helfgot. Er trägt ein Gebet vor: Ledor Wador. Die Übersetzung lautet: Von Geschlecht zu Geschlecht wollen wir Deine Größe verkünden und in alle Ewigkeit Deinen Namen heiligen. Die Lobpreisung soll nicht aus unserem Munde weichen. Immer und ewig. (Musik. CD. „Avot“; MCD 220; Interpret: Jitzchak Helfgot, Komponist; M. Kuschevitzky; 12-034631; Take: 008; Zeit: 6:15; AMS M008 1983)
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