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SWR3 Gedanken
Das, was gerade alles auf uns einprasselt, an Nachrichten und Ereignissen, ist manchmal einfach zu viel. Wird mir manchmal zu viel. Und ich überlege mir - warum nicht einfach mal den Spieß umdrehen und versuchen, das Gute auf die Welt einprasseln zu lassen? Das ist auch die Idee vom Sänger und Dichter Max Prosa. In einem seiner Gedichte hat er es so beschrieben:
„Hol dir nur diese Welt nicht in die Seele
Gib was aus deiner Seele in die Welt
Das ist die eine Chance sie zu verändern
Der Faden, an dem sich noch Hoffnung hält.“
Ein guter Rat. Finde ich. „Gib was von Deiner Seele in die Welt.“ Und genau das ist es vielleicht:
Mit der Liebe, die man mit sich trägt, der Welt begegnen. Mit der Großherzigkeit, die einem gegeben ist, unterwegs sein. Seine Fähigkeit zuzuhören einzusetzen. Kurz: der Menschlichkeit Raum geben. Immer wieder neu. Ein Faden von vielen zu sein, der zusammen mit anderen Hoffnungsfäden ein starkes Seil bildet. Und auch mir so hilft, dem Zuviel dieser Welt zu begegnen. Ein Faden, der in diesem Seil mit drin steckt, ist das Versprechen Gottes, das mich in allem immer wieder neu begleitet – und mir Hoffnung gibt: Gott sagt: Fürchte dich nicht. Ich stärke und ich halte Dich. Und ich bin bei dir, alle Tage, bis an der Welt Ende.
(aus: Max Prosa, #2024, 17.12.2024, https://www.instagram.com/p/DDriHNpsJ9P/?igsh=MW4xeDQ1YnNmeTU5cg==)
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Er war eher einer der Stillen in der dritten Klasse. Ein Junge, mit großer Brille, einem zurückhaltenden Lächeln. Und nicht ganz vorne mit dabei, wenn andere Kinder mitunter lauthals Hin- und Her tobten und für ordentlich Stimmung im Klassenzimmer sorgten. Dann saß er oft ruhig am Tisch und las. Bei jeder Gelegenheit. Dann, als ich einmal gefragt habe, was er denn da liest, hat sich alles geändert: Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Harry Potter. Harry, Hermine, Ron, Dumbledore, Hagrid – lebhaft und anschaulich erzählte er von den Romanfiguren und lies sie durch seine Begeisterung fast schon Wirklichkeit werden. Er hatte ganz eigene Ideen zu den einzelnen Figuren und brachte einen mit glänzenden Augen dazu, sich selbst in diese magische Welt reinzulesen, schnellstmöglich. -
„Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, sind winzige Dinge im Vergleich zu dem, was in uns liegt.“ – hat der amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson einmal gesagt. Und ich verstehe das so: In jedem einzelnen von uns steckt soviel mehr, als man mit bloßem Auge und auf den ersten Blick erkennen kann. An keinem Zeugnis lässt sich ablesen, was für geniale Gedanken und fantasievolle Ideenwelten in jemanden stecken. Und kein Bankkontostand zeigt an, wie liebevoll und fürsorglich jemand sein kann. In uns steckt mehr, als wir uns manchmal selbst zugestehen wollen und können. Und mehr, als andere in uns sehen können. Gott hat uns alle genau so geschaffen – und wir sind vielschichtig, so verschieden, insbesondere in unseren Innenwelten, Gefühlen und Gedanken, und doch in einem gleich: Gleich wertvoll. Jede und Jeder. Und was in uns liegt, ist einzigartig. Nur sieht man es von außen nicht immer direkt. Manchmal muss man nachfragen.
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Mer muss och jönne künne. So lautet eine Redensart in meiner rheinischen Heimat. Kölner sagen das – und meinen damit, auf Hochdeutsch gesagt: Man muss auch gönnen können. Und das beschreibt eine richtig gute Haltung.
Jemandem etwas gönnen – das ist, so finde ich, absolut dran, vielleicht besonders in diesen Zeiten. Ein Blick in den Social Media Feed beispielsweise reicht manchmal – und das „Gönnen können“ wird ganz schön herausgefordert.
Da sieht man dann vielleicht auf Instagram Bilder vom super schön sanierten Altbau, der letzten Traumreise in den Süden, die drölfzig gutaussehenden Freunde und Influencer, denen ich folge… Das positive an diesen Plattformen: Es gibt richtig schöne und inspirierende Posts. Aber wenn es ein Zuviel des scheinbar nur Schönen und Erfolgreichen wird, dann kommt manchmal dieses fiese Vergleichen… Und das „Gönnen Können“ fällt vielleicht nicht mehr so leicht… – Gönnen können. Das muss ich dann aktiv machen. Statt mich in den Posts und der perfekten Welt der anderen zu verlieren, und dem Vergleichen Raum zu geben, setze ich dem lieber eine Gönnung gegenüber. Sich selbst und anderen was gönnen. Etwas zugestehen. Dein renoviertes Haus ist supertoll – gönne ich dir. Deine letzte Urlaubsreise ging in die pure Sonne – ich freue mich für Dich. Gönnung. Und mir selbst, mir selbst gönne ich auch was. Zum Beispiel ein heißes Bad, mit einer extra Portion Schokolade und einem guten Buch – das, was mir in dieser ungemütlichen Zeit gerade guttut. Und lege dann zwischendurch das Buch zur Seite und denke, wie viel mir Gott im letzten Jahr durch seinen Segen „gegönnt“ hat. Man muss auch Gönnen können – ich glaub, Gott kann das auf jeden Fall.
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Auch wenn unsere Winter immer wärmer werden - es gab sie auch schon in diesem Jahr: Die bitterkalten Tage. So Tage, an denen einem der Wind stechend durch die dicke Winterjacke gedrungen ist. An denen es so eklig nasskalt war, dass man sich nicht länger als nötig im Freien aufgehalten hat. Wenn man denn irgendwo ins Warme konnte….
An so einem Tag freue ich mich über die Trockenheit und die Wärme, als ich in den Bus steige. Als ich mich setze, fällt mir ein etwas stechender Geruch auf. Ich schaue mich um. Und sehe, dass ein paar Reihen vor mir eine ältere Frau sitzt. Ihr langes, graues Haar ist zerzaust. Neben ihr steht eine große Einkaufstasche, vollgepackt. Offenbar mit ihren wenigen Habseligkeiten. Im Bus ist es gut geheizt und warm. Dennoch hat sie sich noch eine Decke umgeschlungen. Und lehnt im Sitz und schläft tief. Die anderen Passagier im Bus sehen sie auch. Die Frau, die anscheinend keinen Platz, keine Wohnung hat, wo sie sich bei der Eiseskälte aufwärmen und ausruhen kann. Niemand sagt etwas, oder beschwert sich. Und der Busfahrer lässt sie einfach mitfahren. Damit sie sich wenigstens so ein bisschen ausruhen und aufwärmen kann. Nicht nur der älteren Dame ist in dem Moment warm – mir wird auch ganz warm ums Herz. Was für ein Moment der Mitmenschlichkeit.
Diese Welt ist manchmal unglaublich ungerecht. Und es gibt vieles, das sich ändern muss. So kleine Menschlichkeitsmomente machen mir Hoffnung. Wenn der Menschlichkeit Raum gegeben wird, auch wenn das noch nicht die großen Probleme löst. Aber einen warmen Ort öffnen, das ist doch schon mal ein Anfang.
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Kennen Sie diesen Trend, der auf den ersten Blick vielleicht ziemlich lustig rüber kommt und gleichzeitig ehrlich super ist? „We listen - and we don’t judge“. Wir hören zu, aber verurteilen nicht. Da sitzen oft zwei Menschen – Freunde, Geschwister, Paare - vor der Kamera und erzählen sich in einem kurzen Video Dinge, die sie sonst nicht so offen und ehrlich sagen würden. Dinge, die ihnen schief gegangen sind: Den Termin damals, als wir uns im Café treffen wollten, den habe ich tatsächlich einfach voll vergessen... - Momente, in denen sie nicht ganz ehrlich zueinander waren: Das T-Shirt, das Du im Sommerurlaub gesucht hast, das ist im Trockner auf dem Campingplatz liegen geblieben... - Sachen, die sie gerne anders gemacht hätten: Als Du damals erzählt hast, dass Du wegziehen wirst, habe ich total enttäuscht reagiert. Statt mich für Dich zu freuen. -
Und statt sich dann gegenseitigen zu verurteilen, kommt eben das: „We listen and we don’t judge.“ Wir hören einander zu – und wir (ver-)urteilen nicht. Wir verurteilen nicht, was der oder die andere gemacht hat, und schon gar nicht verurteilen wir den ganzen Menschen, der vor uns steht und reinen Tisch macht. Mit der Haltung lässt sich das, was einem peinlich ist, viel einfacher teilen. Und darum ist dieser Trend, finde ich, eine richtig gute Idee. Neben den vielen Quatsch-Trends, die im Internet viel Freude machen, ein Trend, der unseren Alltag richtig bereichern könnte. Denn geht gutes Miteinander nicht auch genau so? Was immer du mir zu sagen hast - ich höre Dir erst einmal in aller Ruhe zu. Und urteile nicht. Schon gar nicht vorschnell. Und lasse Dir und dem, was Du in Gedanken und auf dem Herzen mitbringst, Raum. Und wenn Du mir genauso begegnen kannst, schütte ich Dir mein Herz aus. Und fühle mich bei Dir sicher und ernstgenommen. Wir hören uns richtig zu. And we don’t judge.
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Never dim your light for nobody. Ein Zitat, ein Satz, der auf TikTok gerade die Runde macht.
Und mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Never dim your light for nobody. Also: Dimme niemals dein Licht für niemanden. Meint: Für niemanden das Licht schwächer zu machen, oder die Strahlkraft runterzudrehen. Warum mir der Satz nicht mehr aus dem Kopf geht? Vielleicht auch, weil ich finde, dass in jedem Menschen in gewisser Weise ein Leuchten steckt, ein Strahlen. Das immer wieder zum Vorschein kommt, zum Beispiel, wenn man sagt: Er oder sie strahlt übers ganze Gesicht. Wenn die Freude groß ist und wenn Liebe spürbar wird, dann sieht man dieses Strahlen manchmal ganz buchstäblich. Das innere Licht sozusagen. Und „Never dim your light for nobody“ – das bedeutet soviel wie: dreh die Strahlkraft, dein inneres Leuchten niemals runter, für niemanden.
Lass dich und dein Licht nicht kleinmachen. Und lass schon gar nicht zu, dass dir jemand dein Licht dimmt. – Denn wenn diese Welt eines brauchen kann, dann Licht. Und Menschen, die ihr inneres Licht, das von Liebe und Freude erzählt, nicht dimmen. - „Ihr seid das Licht der Welt.“ Heißt es auch in der Bibel. Und dann: Ein Licht ist nicht dazu da, es anzünden und es dann zu verstecken, sondern um es auf einen Leuchter zu stellen. (Mt 5,14f) Auch deshalb nehme ich diesen Satz mit – Never dim your light for nobody. Bewahre dir dein Strahlen und Licht. Und lass die Welt daran teilhaben.
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Neulich habe ich einen Engel gefunden. Einfach so, auf der Straße. Ziemlich klein. Weiß, mit einem feinen blaugetupften Kleid und einem ebenso blau verzierten, eleganten Kopftuch. Aus Ton, liebevoll selbstgemacht. Er lag in einer dieser Kisten vor den Hauseingängen – zu verschenken stand auf einem Zettel daneben. Ich habe ihn mitgenommen. Und zunächst hatte er noch einen Platz unter dem Weihnachtsbaum. Wie ein Geschenk eben. Jetzt steht er bei uns am Fenster, blinzelt in die Wintersonne und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, muss ich lächeln.
„Wie geht denn so etwas“, denke ich. Einen Engel einfach so vor die Tür zu stellen. Am Anfang fragte ich mich noch fast ein bisschen empört, warum er wohl in einer Kiste auf der Straße gelandet ist. Da hat jemand mit viel Liebe, Geduld und Fantasie diese Figur gemacht, und dann landet er auf der Straße. Doch dann habe ich verstanden: Vielleicht gehört ein Engel ja genau dahin. Dieser Engel, der von soviel Liebe, Geduld und Fantasie erzählt, wenn man ihn nur richtig anschaut. Für den ist auf der Straße vielleicht gerade sein Platz. Mitten im Leben, am Rand des alltäglichen Trubels. In einer unscheinbaren Kiste. Mit einem großartigen Angebot: Zu verschenken.
Oder auch: Nimm diesen Engel mit. In dein Leben, in deinen turbulenten Alltag. Dahin bringt er, wenn du richtig hinschaust und innehältst, vielleicht etwas von der Liebe, Geduld und Fantasie, mit der er gebastelt wurde. Was Engel eben so machen! Und mir kommt eine verrückte Idee – vielleicht stelle ich demnächst auch einen kleinen Engel auf die Straße. Selbstgemacht. Aus was, muss ich noch schauen. Aber ich nehme mir vor, auch ganz viel Liebe und Geduld und Fantasie reinzustecken. Und diesen Engel dann in die Welt zu schicken. Mit einem kleinen Schild: #Engelzuverschenken.
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Eine sich immer schneller drehende Welt lässt viele von uns immer auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen und dem Besonderen sein. Dabei liegt das oft viel näher als man denkt, meinte zumindest der Schriftsteller und Journalist Egon Erwin Kisch:
„Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit.
Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt, als die Zeit, in der man lebt!“
Egon Erwin Kisch, Der rasende Reporter
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Der Film „In Liebe lassen“ erzählt die berührende Geschichte des Schauspiellehrers Benjamin, der mit 40 unheilbar an Krebs erkrankt. Und davon, wie wichtig es ist, das Leben intensiv zu leben. Die fiktive Figur Benjamin lässt seinen Schülerinnen und Schülern in dem Film ausrichten:
„Lernt weiter, sage ich euch, seid nicht zu selbstsicher, probiert euch aus, wagt etwas, riskiert etwas, irrt euch, habt nie Angst (davor), euch lächerlich zu machen. Seid nicht bemüht, und nicht vorsichtig. Seid großzügig und authentisch und so nah wie möglich bei euch selbst. (…) Habt Träume und folgt ihnen. Trefft Entscheidungen und habt keine Angst. Lebt alles bis zum Ende, intensiv. Verwirklicht euch selbst.“
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Dem Künstler Jonathan Meese sind, auch aus eigener Erfahrung, kreative Freiräume gerade auch an Schulen wichtig. Wie Lehrerinnen und Lehrer das ein Stück weit ermöglichen können? Er schlägt einen ersten Schritt vor:
„Man muss als Lehrer immer auf die Einzigartigkeit der Schüler und Schülerinnen eingehen und immer sagen: Es ist geil, dass du träumst. Es ist geil, dass du sehnsüchtig bist. Es ist geil, dass du Fehler machst. Es ist geil, dass du Dinge ausprobierst. Es ist geil, dass du gegen die Regeln verstößt. Nicht zu sehr, aber ein bisschen zumindest.“
Jonathan Meese, auf dem Instagram-Kanal, ttt_titel_thesen_temperamente, Post vom 6. November 2024, https://www.instagram.com/p/DCCDN_Dxg0u/?utm_source=ig_web_copy_link&igsh=MzRlODBiNWFlZA==
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