SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Im Fernsehen sehe ich gern Sendungen über den Urknall. Unglaublich wie da scheinbar aus dem Nichts Materie, Raum und Zeit entstehen. Wie sich viel später Elemente und Planeten formen, wie sich Bakterien, Pflanzen und Tiere entwickeln.

Besonders interessiert mich, was wir daraus für die Zukunft lernen können. Dazu hat der Franzose Teilhard de Chardin vor mehr als 60 Jahren geforscht. Der Archäologe, Naturforscher und Theologe hat viele Jahre in China nach den ersten Menschen gegraben. De Chardin wollte zeigen: Wenn wir wissen, woher wir kommen, erfahren wir etwas über die Zukunft. Vielleicht sehen wir sogar, wohin sich der ganze Kosmos entwickelt.

Immer wieder hat de Chardin in der Natur beobachtet: Kleinere Teile finden sich zusammen und vereinen sich zu etwas Neuem, etwas Größerem. Atome verbinden sich zu Molekülen, dann folgen ganze Zellen und daraus entstehen nach langer Zeit Tiere und wir Menschen. Dabei geht nichts verloren: Jeder Mensch besteht aus Milliarden Atomen, Molekülen und Zellen.

Mir gefällt es, wie de Chardin die Welt gesehen hat. Er stellt sich den Kosmos wie ein Konzert vor: Die ersten Sätze haben wir bereits gehört. Eine herrliche Musik, die immer neue Klänge hervorbringt. Neue Instrumente kommen dazu, der Sound wird größer und vielfältiger. Wir stehen mitten in diesem großen Konzert, sind darin ein kleiner Teil. De Chardin war sich sicher: Das Konzert wird noch schöner erklingen, noch wunderbarer und bunter.

In einem Orchester kommt es darauf an, dass sich jeder gut auf den anderen abstimmt. Genau so hat es de Chardin vorausgesagt: Die Menschheit wird immer mehr von den anderen erfahren und sich miteinander vernetzen. Wahrscheinlich hätte er nie gedacht, dass es so schnell geht. Das Internet verbindet uns weltweit in Sekunden. Über die sozialen Medien erfahren wir sofort, wie es unseren Freunden geht – egal wo sie gerade sind. Jeden Tag können sich mehr Menschen austauschen und voneinander lernen. Teilhard de Chardin würde darin ein Muster erkennen. So entwickelt sich der Kosmos und das Leben darin. Und so  entsteht etwas Neues, etwas Gutes.

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