SWR3 Gedanken

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„Ich komme gleich, ich muss nur noch kurz die Wäsche aufhängen!“ Echt? MUSS ich das? Was passiert denn, wenn ich die Wäsche jetzt einfach nicht aufhänge, sondern heute Abend oder morgen?

Irgendwie hat sich dieses kleine Wörtchen „MUSS“ überall in meinem Alltag eingeschlichen: Ich muss noch kurz einkaufen, ich muss ins Bett, ich muss noch kurz den Kaffee austrinken, ich muss noch schnell durchsaugen. Es stört mich, dass allein durch die Aussprache des Wörtchens „muss“ alles wie ein Zwang wirkt. Deshalb habe ich mal ein Selbstexperiment gemacht. Ich habe versucht, eine Woche lang um jeden Preis das Wort „muss“ zu vermeiden. Dabei mache ich dasselbe wie vorher auch, nur ohne den mir selbst auferlegten Zwang: Ich gehe noch kurz einkaufen, ich will ins Bett, ich möchte noch kurz meinen Kaffee austrinken, ich sauge noch schnell durch.

Der Effekt ist erstaunlich. Ich weiß nicht, ob man das psychologisch erklären kann, aber allein dadurch, dass ich das Wort „muss“ für Alltagsdinge nicht mehr verwende, fühle ich mich viel freier, leichter und eben zwangloser. Die Wäsche aufzuhängen ist keine Last, die ich irgendwie rumbringen muss, sondern ich mache es eben einfach mal so nebenbei. Sogar der Kaffee schmeckt besser, wenn ich ihn nicht trinken muss, sondern will. Außerdem bin ich mir der Dinge die ich tue plötzlich viel mehr bewusst.

Ganz einfach ist es nicht, sich die übliche Formulierung „Ich muss noch kurz“ abzugewöhnen, aber mit ein bisschen Übung klappt es echt gut. Ich bin überrascht vom Effekt meines Experiments, und beschließe das weiterhin in meinen Alltag zu übernehmen. Weil er sich dadurch einfach anders anfühlt. Besser, leichter, zwangloser.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27700
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