SWR3 Gedanken

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In diesem Jahr werden wir Weihnachten anders feiern. Das Fest der Liebe und der Versöhnung.
Gestern war der furchtbare Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt.  12 Menschen sind tot und  viele ringen im Krankenhaus um ihr Leben. Heute sind unsere Gedanken bei ihnen und ihren Angehörigen. Und wir denken an die, die sie begleiten. Rettungssanitäter, Ärzte, Seelsorgerinnen, Nachbarn und Freunde. Möge Gott ihnen Kraft geben, das alles durchzustehen.

Der Anschlag auf einen unserer Weihnachtsmärkte soll aber auch uns treffen. Und zwar in einer Zeit, in der wir besonders verletzlich sind. Vor Weihnachten freuen sich viele aufs Zusammensein mit Freunden und mit der Familie. Viele wollen nach Hause.

Aber dieses Zuhause- wo man sich geborgen und sicher fühlt- das hat Risse bekommen. Und soll es wohl auch. Wenn ein Mensch so eine Tat plant, dann sind ihm Menschenleben egal. Wer sich dem Terror verschrieben hat, dem geht es nicht nur um ein paar Tote, dem geht es um unsere Kultur. Wir sollen uns anstecken lassen von diesem Hass. Sollen Schuldige ausfindig machen. DIE Ausländer, DIE Flüchtlinge, DIE Regierung. Ja, das hätten sie gern, dass wir uns von ihrem Hass anstecken lassen und ihn womöglich wortreich verteidigen. Aber den Gefallen tun wir ihnen nicht.

Bald haben wir Weihnachten. Das ist unsere Kultur, unser Zuhause. Und Weihnachten ist nicht das Fest einer Kriegserklärung. An Weihnachten feiern wir, dass Gott als Mensch auf die Welt kommt. Gott kommt als Mensch, weil man Probleme nur lösen kann, wenn man Mensch bleibt. Und einander als Mensch begegnet. In unsrer ganzen Verletzlichkeit. An Weihnachten feiern wir, wie groß und stark die Liebe sein kann. Und was sie alles schafft und überwindet. Wenn wir uns um die Traurigen, die Verwundeten und die Ärmsten kümmern und füreinander da sind.

Nein, wir lassen uns unser Weihnachten nicht nehmen. Wir werden es umso inniger feiern.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23344
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