Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Postsäcke voller Wünsche kommen in diesen Wochen in Engelskirchen an. Wünsche an das Christkind. Seit 25 Jahren können Kinder ihre Wunschzettel an das ganz real existierende Christkind-Postamt dort schicken. Computer, Fahrräder, i-pods stehen auf den Zetteln. Aber auch Wünsche wie: Allen soll es gut gehen! Ich hätt gerne Schnee an Weihnachten! Oder: Lass Mama und Papa sich vertragen! Gib den Menschen in Afrika Frieden und etwas zu essen! Die Lust am Wünschen geht den Kindern nicht aus. 
Wir Erwachsene tun uns mit dem Wünschen oft schwerer. Jetzt, eine Woche vor Heiligabend, kann es sein, dass mich mein Bruder anruft und etwas ungeduldig fragt: Was wünschst du dir? Was sag ich da? Irgendwie hatte man als Kind mehr Wünsche. Oder hab ich sie einfach nur bewusster wahrgenommen und mutiger ausgesprochen? Heute denke ich viel über die Wünsche anderer nach, über das, was ich anderen schenken könnte. Richtig stressen kann das, kurz vor Weihnachten. Was ich mir selber wünsche: Das gerät da eher in den Hintergrund. Ich könnte es mir mal wieder gönnen, das Wünschen. Vielleicht setze ich mich heute oder am Wochenende einfach mal in Ruhe hin und schreibe einen Wunschzettel. Klar, da könnten auch Ideen drauf stehen, die ich dann meinem Bruder durchgeben kann: Vielleicht fällt mir doch noch was ein, was ich in der Küche schon immer haben wollte oder im Büro. Aber womöglich kommen mir auch noch andere Wünsche in den Sinn: Was würde ich liebend gerne mal wieder essen, zum Beispiel an Weihnachten? Vielleicht etwas, das gar nicht unbedingt traditionell zu Weihnachten passt. Oder: Was würde ich gerne mal wieder erleben? Einen Glühwein mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Ein gutes Gespräch mit jemandem, mit dem ich seit langem im stillen Streit liege. Oder: Einen langen Abend in der Sauna. Ja, ich glaube, ich könnte doch wieder Lust aufs Wünschen bekommen. Und ich krieg bestimmt eine lange Wunschliste zusammen. Ich werde sie nicht nach Engelskirchen ans Christkind schicken. Aber ich könnte sie mir an die Pinnwand heften. Oder der Familie oder den Freunden von dem ein oder anderen Wunsch erzählen. Der Advent ist eine Zeit der Wünsche und Visionen. Und manche davon gehen wirklich in Erfüllung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9599
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