SWR3 Gedanken

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Herz-Jesu. Etliche Kirchen in SWR3-Land tragen diesen Namen. Ein bisschen verstohlen und hinter dem Start der Fußball-WM versteckt hat die Katholische Kirche gestern auch das dazu gehörige Fest gefeiert: Herz Jesu. Es ist ein Fest, das ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Entstanden aus einer sehr speziellen Frömmigkeit, breitete es sich vor rund 500 Jahren aus. Im 19. Jahrhundert erlebte es dann einen gewissen Höhepunkt. So kam es auch, dass der Papst das Herz-Jesu-Fest im Jahr 1856 der ganzen Kirche vorschrieb. Vielen modernen Christen heute allerdings mutet es eher seltsam an.
Sein Grundgedanke aber ist auch uns Heutigen nicht so fremd.  Vom Herz reden auch wir schließlich nicht nur im medizinisch-biologischen Sinne. Wenn uns eine Geschichte zu Herzen geht, einem enttäuschten Liebhaber das Herz bricht oder wir einen anderen Menschen ins Herz geschlossen haben, dann meinen wir damit natürlich etwas ganz anderes. Das Herz wird in unserer Sprache - allem biologischen Wissen zum Trotz - zum Ort unserer Gefühle. Dieser Gedanke liegt im Wesentlichen auch dem Herz-Jesu-Fest zugrunde. Es geht also um die Liebe Jesu zu den Menschen, von der die biblischen Geschichten erzählen. Und Liebe macht sich symbolisch nun mal am Herz fest.
Freilich kann ein Fest, das einst aus einer frommen Idee heraus entstanden ist, seinen Sinn verlieren, wenn es diese Frömmigkeit nicht mehr gibt. Wie es mit der Herz-Jesu-Frömmigkeit weiter geht, weiß ich nicht. Doch an sie erinnern werden auch künftig die Kirchen, die diesen Namen tragen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8410
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