SWR3 Gedanken

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Von einem schwarzen Tag reden wir, wenn uns so ziemlich alles daneben geht. Wenn beim Frühstück schon der Kaffee umkippt, wir auf der Fahrt zur Arbeit geblitzt werden und im Büro dann ein mies gelaunter Chef auf uns wartet. Was im privaten Bereich schlimmstenfalls ärgerlich ist, wird im Weltmaßstab schnell zur Katastrophe.
Heute vor genau 80 Jahren war ein solcher rabenschwarzer Tag. Als „Schwarzer Freitag“ ist er in die Geschichte der europäischen Wirtschaft eingegangen. Nachdem tags zuvor die Börsenkurse in New York heftig eingebrochen waren, setzte sich an diesem Freitag die Panik auch in Europa fort. In heller Aufregung verkauften Menschen plötzlich weltweit ihre Aktien. Innerhalb weniger Stunden stürzten die Börsenkurse ins Bodenlose. Viele Anleger hatten sich in der Hoffnung auf schnellen Reichtum hoch verschuldet. Nun standen etliche vor den Trümmern ihrer Existenz. Millionen Menschen verloren in den folgenden Monaten und Jahren ihren Arbeitsplatz. Die große Depression, wie sie noch heute genannt wird, hatte begonnen. Erst viele Jahre und einen Weltkrieg später sollte sich die Welt von diesem Schock endgültig erholen.
Wie es scheint, haben wir ein paar Lehren aus dieser Katastrophe gezogen. Der Kollaps des Weltfinanzsystems konnte im letzten Jahr jedenfalls verhindert werden. Das Grundproblem aber ist geblieben, denn die Jagd nach dem schnellen Geld geht immer weiter. Weiß Gott nicht nur bei Börsenzockern. Religiös gesprochen: Die Todsünde der Maßlosigkeit steckt offenbar tief in uns drin. Trotzdem scheint sie eine zweischneidige Angelegenheit, denn ohne das Streben nach immer mehr ist Wohlstand für möglichst Viele offenbar kaum zu machen. Ihr dennoch Grenzen einzuziehen – daran erinnert uns dieser schwärzeste Tag der jüngeren Wirtschaftsgeschichte.

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