SWR3 Gedanken

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Nichts kann ich erledigen. Immer kommt etwas dazwischen. Auf meinem Schreibtisch türmt sich die Arbeit. Und jetzt wird auch noch meine Tochter krank und meine Frau ist nicht da. Na toll. Also muss ich zum Arzt mit der Kleinen. Beim Arzt dauert es gefühlte drei Stunden, bis etwas passiert. Meine Tochter ist sowieso schon mit den Nerven am Ende, also muss ich noch gute Laune machen. Ich trommle mit dem Fingern.

Was mich an diesen und ähnlichen Situationen nervt ist, dass ich vollkommen fremdbestimmt bin. Ich kann nicht das tun, was ich will Für meine Tochter muss ich ja sorgen, und muss also ganz demütig annehmen, was sie mir vorgibt .

Demut ist ein verstaubtes Wort, aber an diesem Tag habe ich gemerkt, was es heißen kann, nämlich das annehmen, was einem von einem anderen vorgegeben wird. Demut heißt ursprünglich soviel wie: Sich wie ein Gefolgsmann verhalten. Nun, meine Tochter führt in dem Fall, ich bin der Gefolgsmann.

Jesus sagt von sich selbst, er sei von Herzen demütig. Wenn das so ist, dann folgt er mir aber nach. Er lässt sich von mir fremdbestimmen. Wenn es wie bei meiner Tochter und mir ist, dann folgt er mir wohl aus dem selben Grund: Aus Liebe.

Ich kenne viele Menschen, die Demut erst lernen mussten. Oft durch ihre Kinder oder durch Menschen, die sie pflegen mussten. Die anderen waren jetzt im Mittelpunkt nicht sie. Die Anderen haben den Lebensrhythmus und das Ziel vorgegeben. Sie sind demütig gefolgt.

So, sagt Jesus, sei Gott. Nur dass er beides hinbekommt: Er lässt sich den Rhythmus von anderen vorgeben und kriegt trotzdem noch alles zu erledigen, was er zu erledigen hat.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6628
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