SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ob es mehr ist als einer der vielen publizistischen PR-Gags,
die der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi so veranstaltet?
Es wird sicher auch an den Präsidenten und Kanzlerinnen liegen,
die heute ausgerechnet in L’Aquila zum G8-Gipfel zusammenkommen.
L’Aquila – das ist die Stadt im italienischen Mittelgebirge,
die das große Erdbeben vor drei Monaten beinah platt gemacht hat.
Dreihundert Menschen sind damals gestorben.
Ein großes Unglück, eine Naturkatastrophe.
Letzte Woche gab es starke Nachbeben; kurz davor eine Demo in Rom.
Die Leute aus L’Aquila haben dagegen protestiert,
dass ihre Stadt viel zu langsam wieder aufgebaut wird.
Da trifft sich also jetzt der Wirtschaftsgipfel;
und bei dem geht es um eine ganz andere Art Erdbeben:
es geht um die Finanz- und Wirtschafts-Krise,
die seit fast einem Jahr die ganze Welt schüttelt.
Wie kommen wir da raus – was können und müssen die Staaten tun,
damit nicht auch Länder und Regierungen pleite gehen,
zusammen mit ihren und ausländischen Banken...
Letzte Woche schon haben die Bischöfe aus den G8-Ländern
einen Brief an die Konferenz geschrieben.
Sie sehen nämlich die Gefahr, dass die immer noch reichen Länder
in hektischer Krisen-Bewältigung zwei moralische Prioritäten
endgültig aus den Augen verlieren:
die Bekämpfung der Armut und den Umgang mit der Klimakatastrophe.
Auch da sind sind ja die Dinge aus dem Lot geraten –
und dabei haben die Armen in den armen Ländern ja
am wenigsten beigetragen zur ökologischen und zur wirtschaftlichen Krise; sie werden aber am stärksten von den Folgen dieser Krise betroffen sein.
Vielleicht ist es ja doch eine gute Idee von Berlusconi,
die Staatsfrauen und Männer aus den großen Nationen
mit dem Elend in der kleinen Stadt zu konfrontieren.
Wenn sie es denn zu sehen kriegen.
Mitverantwortlich sind sie ja bestimmt – nicht für das Erdbeben in Italien,
aber für die Folgen des Weltbebens allemal. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6327
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