SWR3 Gedanken

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Israelsonntag. So wird der heutige Sonntag in der evangelischen Kirche genannt. Christen erinnern sich daran, dass ihr Glaube seine Wurzeln im Judentum hat. Deshalb, finde ich, ist
es auch wichtig, dass Christen sich im Judentum auskennen.

Dass das nötig ist, habe ich in der Schule erfahren:
Als ich erzählt habe, dass Steven Spielberg Jude sei, hat eine meiner Schülerinnen gesagt: „Echt? Der sieht aber gar nicht jüdisch aus!“ Durch die Klasse ging ein ungläubiges Staunen und – um ganz ehrlich zu sein – mir fehlten die Worte. Was hatte sie für Bilder im Kopf? Karikaturen aus der Nazi-Zeit, bei denen Juden mit großer Nase und schwarzem Hut
abgebildet wurden? So schlimm was es nicht. Sie hat sich daran erinnert, was man in der Schule lernt: Dass Juden zum Beispiel eine Kippa, also eine kleine Mütze, tragen, wenn sie in die Synagoge gehen. Aber Juden gehen ja nicht ständig in die Synagoge und tragen nicht überall eine Kippa.

Kurze Zeit später habe ich dann einen jüdischen Jugendlichen im Alter der Schüler eingeladen und er hat sich ausfragen lassen. Was ich sehr mutig fand. Es stellte sich heraus, dass viele
die religiösen Praktiken der Muslime mit denen der Juden verwechselten. Zum Beispiel
wurde der Junge gefragt, ob er denn auch in die Mosche zum Beten gehen würde. Nein, das Gotteshaus der Juden heißt Synagoge und nein, dort kniet man nicht beim Beten. Er war wirklich geduldig. Ihr Altersgenosse hat meinen Schülern viel beigebracht, das habe ich gemerkt und die Schülerin, die dachte Juden sehen alle gleich aus, war besonders wissbegierig.

Ich habe zwei Dinge gelernt. Das eine ist: Es gibt immer noch viele Vorurteile Juden gegenüber. .
Und das zweite: Vorurteile müssen nicht bleiben. Es hilft besonders, wenn man sich Informationen aus erster Hand holen kann. Wenn man nicht übereinander, sondern miteinander spricht. Ich finde: Christen sollten sich nicht nur mit dem Judentum auseinandersetzen, sondern sich mit Juden zusammensetzen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=4165
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