SWR3 Gedanken

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29AUG2021
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Eine kleine Kapelle am Wegrand, hoch über dem Bodensee. Nicht barock und nicht imposant, kein Blattgold und kein Marmor. Stattdessen riecht es nach frischem Holz. Das kleine Gotteshaus wurde erst vor kurzem gebaut: 2019 hat hier jemand meinem Namenspatron eine Kapelle gewidmet, dem Heiligen Christophorus. Das freut mich natürlich ganz besonders. Und nach einer langen Wanderung gehe ich rein, setz mich hin und ruhe mich aus. Vorne liegt ein Buch, in das Menschen ihre Anliegen, ihren Dank, ihre Bitten eintragen können. Auch in der letzten Woche haben das viele gemacht. Da steht zum Beispiel in geschwungener Schrift: „Danke für den tollen Tag.“ Kann ich unterschreiben, nach dieser herrlichen Tour am Bodensee. Oder in noch etwas krakeliger Kinderschrift, aber mit ganz viel Mühe: „Wir denken an dich, Oma und schicken dir Grüße in den Himmel“, daneben ein fettes Herz, mit Kuli gemalt. Ein anderer Besucher hat geschrieben „Bleib bei uns und beschütze uns!“. Mit fettem Ausrufezeichen. Wie wahr, in diesem Katastrophensommer. Menschen vom Ahrtal bis nach Afghanistan, sie alle brauchen Gottes Schutz und seine Gegenwart nun ganz besonders. Und Menschen, die sie nicht vergessen. Die helfen, an sie denken und für sie beten.

In der Mitte steht eine Statue des heiligen Christophorus. Patron der Reisenden. Sie lädt ein, alles, was auf der Lebensreise gerade an Schönem und Schwerem im Gepäck ist, vor Gott abzuladen. Was die Menschen auch tun in dieser kleinen, aber ganz modernen Kapelle, die nach frischem Holz riecht. Und die meinen Blick geweitet hat. Über den schon herrlichen Horizont des Bodensees hinaus. Weil sie mir gezeigt hat wie viele Menschen auch heute auf ihrem Lebensweg ihre Lieben mit dabei haben, sie Gott anvertrauen und die großen Fragen nach dem „woher“ und dem „wohin“ stellen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33826
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