SWR2 Wort zum Tag

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05AUG2021
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Schon immer haben Flutkatastrophen die Menschheit begleitet; die Hochkulturen sind ja geradezu in Hochwasser-Gebieten entstanden: etwa am Nil in Ägypten, im Zweistromland Mesopotamien. Landwirtschaft, die viele Menschen ernähren kann, braucht eben Wasser und fruchtbares Schwemm-Land. Zugleich ist viel Wasser bedrohlich – und kann schnell alles vernichten.

Wie kann ich da noch an einen Gott glauben, haben Menschen sich gefragt. Sie haben nach Erklärungen gesucht – und da haben sie leider oft gefunden, dass Gott sie bestraft für ihr schlechtes Leben. So ist das in den Flut-Erzählungen im alten Assur und in Babylon – und auch die jüdisch-hebräische Bibel stellt sich Gott so vor: Weil die Menschen immer sündiger und übergriffiger leben – deswegen versenkt Gott seine eigene Schöpfung in einer großen Flut. Nur die höchsten Berge schauen noch heraus – und nur der fromme Noah darf seine Familie retten, in einer Arche; und da ist auch Platz für ein Paar von jedem Tier, damit das Leben danach weitergeht.

Ein strafender Gott? Ich lese die Bibel anders. Und schlage vor, die Sintflut-und-Noah-Geschichte heute anders anzuschauen, vom Ende her, sozusagen. Der biblischen Sintflut-Erzählung geht es weniger um den Weltuntergang. Das ist eine Rettungs-Geschichte – sie endet mit dem Regenbogen. Der soll das Zeichen sein: nie wieder lässt Gott alles untergehen. Auch wenn alle Wasser auf einmal vom Himmel stürzen: Gott hat sich mit dem Leben verbündet; Gott liebt seine Schöpfung und seine Geschöpfe und eben auch die Menschen.

Das ist heute schwer zu behaupten; gerade, wo Dauerregen und Sturzfluten in ganzen Landstrichen fast alles zerstören und viele Menschen sogar in den Tod reißen. War Gottes Regenbogen-Versprechen ausgesetzt für sie und für die Überlebenden? Es gibt keine Erklärung, fürchte ich. Was aber bleibt: Gottes Versprechen, dass seine Schöpfung Bestand hat.

Wer daran glaubt, fühlt sich vielleicht herausgefordert, zu beten und Gott den Schmerz vor die Füße zu werfen und die Klage von so vielen Menschen an den Kopf. Auch das hilft.

Ich verstehe es außerdem als Herausforderung: Viele haben sich solidarisch gezeigt –  Menschen aus der Nähe und aus der Ferne. Die haben tatkräftig und engagiert zugegriffen und aufgeräumt; sie haben getröstet und Obdach und Bett angeboten.

Und schließlich lassen sich hoffentlich alle herausfordern, endlich anders zu leben und den Klima-Wandel und seine Folgen in Grenzen zu halten, wo das überhaupt noch geht. Weiter mitarbeiten an Gottes Schöpfung eben…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33697
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