SWR2 Wort zum Tag

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12AUG2021
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Am Anfang waren es zehn. Zehn Männer, so erzählt die Bibel, die an Lepra erkrankt waren. Damals wie heute eine gefürchtete Krankheit! Aussatz hieß sie auch, weil, wer erkrankt war, ausgesetzt wurde. Weit weg von allen Behausungen der Gesunden.

Durch die Begegnung mit Jesus sind die zehn Männer geheilt worden. Das beschreibt Lukas, vermutlich selbst Arzt, in seinem Bericht. Von diesen zehn ist aber nur einer zurückgekommen. Nur einer, der sich die Zeit nimmt, danke zu sagen. Weil er gesund geworden ist.

Kaum zu verstehen, finde ich, dass die anderen Neun nach so einem Ereignis einfach zur Tagesordnung übergehen!  

Mich erinnert das an einen Zeitungsartikel, den die Journalistin Jagoda Marinić  im Rückblick auf die Corona-Pandemie geschrieben hat: „Als im März vergangenen Jahres die Pandemie begann“, schreibt sie, „verfiel die Welt in Schockstarre. Doch neben der Angst vor dem Unbekannten war auch Hoffnung spürbar... Inmitten dieser Jahrhundertkrise wurden Stimmen laut, die hofften, dieser Bruch mit dem Gestern sei eine große Chance, die Dinge neu zu ordnen.“

Was sie heute beobachtet, ist weitestgehend eine Rückkehr zum „Alles wie gehabt“. Die vielen Ideen und  Impulse am Beginn der Pandemie, das Zusammenleben gerechter und unser Verhältnis zur Natur achtsamer zu gestalten – offenbar wieder nach hinten gerutscht!

Wie in der Geschichte mit den zehn Aussätzigen. Wo nur einer begriffen hat: ich habe eine unverhoffte Chance bekommen. Das war übrigens ein damals nicht besonders geschätzter Ausländer, ein Samaritaner!

Und Jesus fragt erstaunt: „Wo sind die anderen? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben?"
Gott die Ehre geben, heißt für mich heute: dankbar auf die Quelle meines Lebens zu schauen. Nicht zurückzufallen in gedankenlose Routine. Und in eine „Normalität“, die sich als riskant erwiesen hat.

Ich frage mich darum: wie gehe ich nach den Monaten der Isolation mit den wiedergewonnenen Spielräumen um? Was will ich besser machen und was sein lassen?Denn, das lerne ich von dem Einen, der noch einmal zurückkommt. Es gibt jetzt die Chance, manches im Leben neu zu ordnen. Erfüllt von einer Dankbarkeit, die nicht nur zurückschaut. Sondern genauso sehr nach vorne orientiert ist!

Eine vorausschauende Dankbarkeit ist das, bei der ich meinen Teil übernehmen will für ein besseres Morgen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33614
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