Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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27MRZ2021
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Es sind gleich zwei besondere, sogar heilige Zeiten, die morgen beginnen. Als Christin starte ich in die Karwoche, sie beginnt mit dem Palmsonntag und endet mit dem Osterfest, das wichtigste Fest für mich als Christin. Zugleich starten Jüdinnen und Juden morgen ins Pessach-Fest, das auch eine Woche dauert. Beide Feste, Pessach und Ostern, haben sehr viel miteinander zu tun.

Dieses Jahr mach ich mir das besonders bewusst. 2021 ist nämlich ein Festjahr: Wir feiern 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Aus dem Jahr 321 stammt der älteste Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. Der römische Kaiser Konstantin höchstselbst erwähnt die jüdische Gemeinde von Köln in einem Edikt. Zum Festjahr gibt es eine ökumenische Kampagne, sie heißt: „Näher als du denkst. Jüdisch beziehungsweise christlich.“ Und sie möchte darauf hinweisen: Christentum und Judentum sind enger miteinander verbunden als wir oft denken.

Bei Pessach und Ostern ist diese Verbindung besonders stark: Jesus ist nämlich am Pessachfest damals - oder wie die christliche Bibel sagt: am Paschafest - von den Toten auferstanden. Gott hat Jesus herausgeführt aus dem Totenreich. Und Jüdinnen und Juden feiern an Pessach etwas Ähnliches: Gott hat das Volk Israel herausgeführt aus dem Sklavenreich in Ägypten. Gott befreit und erlöst: Das ist der gemeinsame Glaube von Jüdinnen und Christinnen, von Juden und Christen.

Dieser gemeinsame Glaube und die enge Verbundenheit sind in den letzten 1700 Jahren oft vergessen und verdrängt worden. Und das hat zu furchtbaren Folgen geführt: zu Pogromen und Vernichtungen, vor allem natürlich zur Shoah zur Zeit des Nationalsozialismus. Aber wenn ich mir als Christin bewusstmache: Jesus war Jude. Und Jüdinnen und Juden sind meine älteren Schwestern und Brüder: Dann kann ich keine Feindschaft empfinden. Und ich muss mich mit aller Kraft wehren gegen solche Feindschaft. Gegenüber Antijudaismus und Antisemitismus, den es bis heute gibt, sogar wieder besonders stark.

An Pessach und an den Kar- und Ostertagen jetzt will ich die Gemeinsamkeiten von Judentum und Christentum ganz bewusst begehen und feiern. Ich wünsche allen Jüdinnen und Juden: ein frohes, gesegnetes Pessachfest!

 

Linktipp: https://www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32835
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