SWR3 Gedanken

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26JAN2021
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Schlagbäume und Zollhäuschen gibt es im vereinten Europa kaum noch. Aber an internationalen Flughäfen finde ich sie noch immer. Die Zöllner. Die dafür sorgen, dass unser globales Dorf nicht zu einem globalen Schmugglernest verkommt. Ohne Zöllner hätten Menschenhändler, Drogenbarone und Antiquitätenräuber leichtes Spiel und würden noch mehr Reibach machen. Auf Kosten der Anständigen und Redlichen.

Deshalb ist heute auch der Internationale Tag der Zöllner. Weil vor 68 Jahren die Weltzollorganisation gegründet worden ist. Heute denken wir an die Frauen und Männer, die dafür sorgen, dass die Regeln des weltweiten Warenhandels eingehalten werden. Aber als Theologin kommt mir am Tag des Zöllners natürlich auch der biblische Zachäus in den Sinn.

Der sitzt nicht an einem Flughafen, sondern saß vor zweitausend Jahren an einem Zollhäuschen in Jericho. Auch er war ein Diener des Staates, in diesem Fall des Römischen Reiches. In dessen Namen sorgte er dafür, dass an den Grenzen der Stadt für jedes Schaf und jede Kuh Zoll entrichtet wurde. Für den Geldsäckel der Römer, die keiner leiden konnte. Und für die eigene Tasche, weil man ja gucken muss, wo man bleibt. Kurz gesagt: Zachäus war ein korrupter Kerl, den auch keiner leiden konnte.

Bis auf Jesus. Der spricht ihn an, lädt sich sogar zum Essen bei ihm ein. Verkehrte Welt. Versteht keiner von den Anständigen und Redlichen. Aber Zachäus versteht. Gott hat das Interesse an ihm nicht verloren. Trotz und alledem. Und das macht aus ihm einen anderen Kerl. Einen anständigen und redlichen. Vermutlich das Ende seiner Laufbahn am Zollhäuschen. Aber der Beginn einer Laufbahn als Mensch. Auch ein guter Gedanke am Internationalen Tag des Zöllners.

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