SWR4 Abendgedanken

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27JAN2021
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Vor einigen Tagen kam unsere Nachbarin an unsere Tür und schenkte meinen Kindern so eine blaue Dose mit Seifenblasen einen Becher Seifenblasen. Sie war schon offen, aber noch fast voll. Die Begeisterung war groß, alle stürmten sofort auf den Balkon und es wurde mit viel Spaß gepustet und ausprobiert: Wer kann die größte Seifenblase machen? Und: Wo muss man stehen, damit der Wind die Blasen möglichst weit fliegen lässt?

Ich hatte aber eine ganz andere Frage: Warum kauft meine Nachbarin Seifenblasen? Sie ist, ich schätze mal, so um die fünfzig. Sie hat keine Kinder. Was macht sie damit? – „Ach“, meinte sie fast etwas beschämt, „ich hatte da heute Lust drauf. Da habe ich sie gekauft. Und dann habe ich mich an ein Mäuerchen gelehnt und meine Sorgen weggepustet.“

Die Sorgen wegpusten… Der Gedanke hat mich fasziniert. Sie hat ja Recht: Seifenblasen machen gute Laune: Wenn man den Blasen hinterherschaut, wie sie dann platzen und nur ein kleiner Regenschauer übrigbleibt. Ja, pling, Sorge geplatzt und weg ist sie…

Klar, dass das nicht so einfach geht mit den großen, schweren Sorgen, die wir mit uns herumschleppen, dass weiß ich auch. Und auch meine Nachbarin ist ja nicht naiv. Aber trotzdem: Mich erinnert dieses Bild von den Seifenblasen daran, mich nicht von meinen Sorgen erdrücken zu lassen. Ich bin mir nämlich sicher: Gott hat uns nicht erschaffen, damit wir uns grämen und an unseren Sorgen verzweifeln. Das beschreiben schon die Psalmen, die uralten Gebete in der Bibel. Da heißt es zum Beispiel:

Du, Gott, lässt das Gras sprießen für das Vieh und lässt die Pflanzen wachsen, die der Mensch für sich anbaut, damit die Erde ihm Nahrung gibt: Der Wein macht ihn froh, das Öl macht ihn schön, das Brot macht ihn stark.
(Psalm 104, V.14-15 , Gute Nachricht)

Für die Grundlagen des Lebens sorgt Gott: für Regen, Nahrung, ja sogar für den Genuss mit Wein und Öl. Er lässt es uns gut gehen. Davon ist der, der diese Worte vor vielen hundert Jahren aufgeschrieben hat, überzeugt.

Dieses Gottvertrauen habe ich im Alltag nicht immer. Aber ich habe mir trotzdem vorgenommen, mich von meinen Sorgen nicht erdrücken zu lassen. Daran erinnern mich die Seifenblasen. Ich würde Ihnen ja gern ein paar durch’s Radio schicken. Pfff (pusten). Können Sie sie sehen?

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