SWR3 Gedanken

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01DEZ2020
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Heute ist Weltaidstag. Ich erinnere mich noch gut an die Verunsicherung und an die Vorurteile, die aidsinfizierten Menschen am Anfang entgegengeschlagen sind. „Lustseuche“ wurde die Krankheit auch genannt. Homosexuelle Männer oder Menschen mit häufig wechselnden Beziehungen standen am Pranger. Können die sich nicht mal zurücknehmen?

Und auch am Anfang der Coronakrise habe ich von Menschen gelesen, die beschimpft wurden, weil sie sich infiziert haben. Zu der Verunsicherung eine noch unbekannte Krankheit zu haben kamen dann noch die Angriffe über WhatsApp und Facebook. Und selbst jetzt noch werden die beschimpft, die krank sind, weil deshalb zum Beispiel eine ganze Schulklasse in Quarantäne geschickt wird.
Niemand ist gerne krank. Dann auch dafür noch beschimpft zu werden ist unfair, finde ich.

Von Jesus wird erzählt, dass er Menschen mit einer ansteckenden Krankheit begegnet ist. Man nannte sie damals „Aussätzige“. Die mussten sich von den anderen fern halten. Das war sicher auch klug. Aber Jesus ist zu ihnen hingegangen und hat sie nicht beschimpft, sondern geheilt.

Und genau das ist doch auch heute unsere Aufgabe. Bei Aidskranken genauso wie bei Corona- Infizierten – Heilen, nicht beschimpfen.  

Bei AIDS hat sich die Lage übrigens inzwischen verbessert, habe ich gelernt. Menschen, die sich mit dem HI-Virus infiziert haben, können mit den entsprechenden Medikamenten ein ganz normales Leben führen und eine Familie gründen. Auch, wenn das Virus nicht weggeht.

Deshalb bin ich heute am Weltaidstag dankbar, dass man sich nicht mehr mit Vorwürfen und Beschimpfungen aufhält, sondern Lösungen gefunden hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32119
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