SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

10JUL2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Es gibt da was Neues am Straßenrand  – und zwar in der Stadt wie auf dem Land.  Da gibt’s ein neues Wegwerf-Produkt. Das ist echt in Mode gekommen, inzwischen fast so häufig wie leere Flaschen und Dosen  und Burger-Schachteln vom DriveIn: Wer den MundNase-Schutz nicht mehr braucht,  scheint ihn gern da draußen zu verlieren; oder gleich gezielt wegzuschmeißen…

Corona-Zeiten decken eben vieles auf, was bisher weniger sichtbar war.  Auch, dass manche sich ziemlich unmöglich aufführen und überall ihren Müll hinterlassen. Hinter der Maske kann man ja sowieso tun was man will –  scheint ja keiner zu sehen. Obwohl das täuscht: Den meisten Augen siehst du dochan, dass das ganze Gesicht lächelt oder wenigstens freundlich ist. Oder ob der Mensch dir eben zornig oder aggressiv,  wütend oder traurig gegenübersteht. Ganz zu schweigen davon, dass viele dann auch in der Stimme spüren, ob die oder der andere es gut meint oder wie es ihnen wirklich geht. Und im Zweifel hilft es, mal eben nachzufragen.

Das – scheint es jedenfalls – hatte sowieso eher ein wenig zugenommen, jedenfalls in den ersten Monaten der Pandemie:  bei aller physischen Distanz haben die meisten sich mehr als sonst  für andere interessiert, haben neue Informationen ausgetauscht, Hilfe angeboten.  Fast als würden die Leute sich ein bisschen schämen über ihren eigenen Egoismus in den allerersten Tagen –  mit Klopapier-Hamsterkäufen und leergeräumten Mehl- und Hefe-Vorräten. Jetzt also: eine neue Bereitschaft zum Miteinander Reden und Mitfühlen… Die Pandemie und ihre Folgen haben  auch positive menschliche Eigenschaften wieder sichtbarer gemacht.

Ich finde, da bestätigt sich auch die These eines aktuellen Buches zur Geschichte der Menschheit: „Im Grunde gut“ sei der Mensch; gerade in Krisen-Situationen beweise sich das, schreibt Rutger Bregman da. Spannend zu lesen, gerade in diesen Zeiten: Mensch und Menschheit entwickeln sich überhaupt, weil sie von Natur aus anderen vertrauen und mit ihnen zusammenarbeiten.  Da bin ich auch ganz zuversichtlich.

Trotzdem: da ist noch Luft nach oben. Einfach mal deutliche Zeichen setzen,  dass die Menschen Gottes Schöpfung schätzen  statt sie als Müllplatz zu benutzen.

Wie gesagt: Im Grunde gut sind die Menschen –  von Anfang an von Gott gut geschaffen, sagt der jüdisch-christliche Glaube. Wäre zu hoffen, dass die Pandemie sie im Grundenoch bessermacht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31248
weiterlesen...