SWR4 Abendgedanken

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30JAN2020
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„Denn seinen Freunden gibt es der Herr im Schlaf“ – so heißt es in Psalm 127, einem alten Wallfahrtslied in der Bibel.

Im Schlaf! Wie schön sich das anhört. Aber ist das auch die Wirklichkeit? Das frage ich mich dann schon. Denn wenn ich mir meinen Alltag und den meiner Freunde und meiner Bekannten anschaue, dann stelle ich fest: Geschlafen wird immer weniger, aber gearbeitet wird immer mehr.

Manche schlafen nicht, weil sie die Arbeit nicht loslassen können, andere, weil ihnen Sorgen und Gedanken den Schlaf rauben und wiederum andere können gar nicht einschlafen.

„Denn seinen Freunden gibt es der Herr im Schlaf.“ Nach dieser biblischen Redensart ist der Schlaf ja unheimlich wichtig, weil wir schlafend ja etwas bekommen. Damit ist nicht gemeint, dass mir im Schlaf alles irgendwie zufällt, ich mich um nichts mehr mühen muss. Dass ich nach dem Schlafen gar nichts mehr zu tun hätte, weil Gott schon alles erledigt hat. Nein, das ist leider oder auch zum Glück nicht die Botschaft. Sondern vielmehr, dass all mein Tun und Lassen auch etwas mit Gott zu tun hat. Ich kann mir richtig viel vornehmen, Pläne schmieden, Erfolg erträumen – und an meine Grenzen kommen. Ich kann nichts tun, aufgeben, mich in mein Schicksal fügen – und ebenso an meine Grenzen kommen.

„Denn seinen Freunden gibt es der Herr im Schlaf“. Das bedeutet für mich: Nur, wenn mein Mühen und Tun, meine Anspannung und Entspannung mit Gott verbunden ist, ist es erfolgreich. Denn Gott gibt es mir im Schlaf.

Und manchmal gibt mir Gott jemanden, der mir beim Schlafen hilft. Einer, der nachts für mich mal aufsteht, um nach den Kindern zu sehen. So dass ich weiterschlafen, vielleicht sogar mal ausschlafen kann. Und manchmal schickt er mir Schäfchen, die ich zählen kann, damit der Schlaf überhaupt kommt. Es gibt so viele Möglichkeiten. Manchmal muss ich sie einfach nur nutzen und vor allem auch annehmen.

Mehr schlafen also! Das vermeidet Ringe unter den Augen und es schenkt mir einen neuen Blick auf den Tag. Ausgeruht! Frisch! Deshalb mache ich mir kein schlechtes Gewissen und gehe heute mal früher ins Bett. Schlafen ist nämlich wichtig. In diesem Sinne schon jetzt: Gute Nacht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30227
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