SWR2 Wort zum Tag

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Scheint, dass die Schulschwänzer-Freitage doch allmählich gehört werden.

Auch heute werden sie es wieder tun: Die Schule schwänzen und für eine bessere Politik demonstrieren, fast überall auf der Erde, und sicher auch hier im Land. FFF – Fridays for Future nennen sie es. Greta Tunberg hat die Aktion losgetreten, sechzehn Jahre alt, schwedische Schülerin.

Was sollen wir in euren Schulen lernen – und für welches Leben, wenn ihr uns mit eurer Wirtschaft und mit eurer Politik die Zukunft verbaut und die Welt versaut. Mit euren Autos und Fliegern verschwendet ihr Erdöl und vergiftet die Luft und sorgt dafür, dass in dreißig Jahren Kiel einen Meter hoch unter Wasser stehen wird. Und denkt an das Gift, das ihr auf die Äcker spritzt, damit ihr mehr Lebensmittel erzeugen und dann wegschmeißen könnt. Und an den Plastikmüll,  der dann in Fischstäbchen wieder auf den Tisch kommt. Die meinen übrigens uns; unseren Alltag, der ihre Welt so bedroht. Und doch winken viele ab: Das ist alles bekannt und schon tausend mal gesagt.

Ja – aber noch nicht von allen. Und deswegen ist es erst mal gut, dass Greta und ihre Generation jetzt mitreden. So lange hat man sie als die Unpolitischen und Konsumfreaks kritisiert; Videospiele und hard rock und Schmuse-Ecken –  und alles wäre gut: so haben viele sie gesehen. Jetzt machen die jungen Leute Schluss damit – oder jedenfalls viele von ihnen. Und machen witzige Sprüche und hauen zornig auf die Pauke.  Ich finde es gut. Und übrigens auch ziemlich christlich.

Und da kommen Politik und Stammtisch ihnen mit der Schulpflicht! Jede freitags gefehlte Stunde kommt unentschuldigt aufs Zeugnis. Denkt an eure Zukunft! Ja eben, sagen Greta und Co da nur. An unsere Zukunft. Wenn wir denn noch eine hätten. Ihr habt die Welt von uns doch nur geliehen – was lasst ihr uns übrig von ihr?

In Trier hat es zwei bemerkenswerte Reaktionen gegeben  auf  FFF Friday for Future. Jaja, auch in Trier haben sie demonstriert. Auch Schülerinnen von kirchlichen Schulen.  Die werden natürlich auch die Fehlstunden auf’s Zeugnis schreiben. Außerdem halten sie den Ball aber flach.  Weil sich für die Schöpfung zu engagieren und eben auch für’s Klima demonstrieren: Ist doch echt ein christliches Lernziel. Und für den anderen Lernstoff bietet die Schule nachmittags freiwillige AGs an.

Und schau an: zwei Fraktionen im Trierer Stadtrat tun sich zusammen – und fordern, ausdrücklich auch als Reaktion auf die Freitags-Demos:  Kostenlose Bustickets in der Stadt – oder jedenfalls deutlich billigere; und mehr Busse in dichteren Fahrplänen. Und die anderen stimmen zu. Na gut – ist auch Wahlkampf – aber schön ist es doch jedenfalls,  wenn ein paar geschwänzte Schulstunden die Politik in Bewegung bringen…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28392
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