SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Träum doch nicht!“ Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Meistens dann, wenn ich irgendwelche Ideen habe, wie man das Leben gestalten könnte. Oder wie ich meine Projekte angehen und verwirklichen kann. „Träum doch nicht!“ Meistens meinen die Leute dann damit: Bleib mal realistisch. Mit den Füßen auf dem Boden. Stell dir nichts vor, was du nicht erreichen kannst.

Mir gefällt das nicht. Träume finde ich wichtig. Visionen von der Zukunft. Von gelingendem, gemeinschaftlichen Leben. Träume zeigen mir, wie das Leben, die Welt sein könnte, wenn Träume wahr werden würden oder könnten. Deswegen träume ich gerne. Tagträume.

„Ich habe einen Traum“, hat vor 55 Jahren Martin Luther King gesagt. Er war der Vorkämpfer für die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA. Er hat in einer wichtigen Rede diesen Traum öffentlich gemacht. Und mit seinem Traum die Herzen vieler Menschen erreicht – auch über seine eigene Zeit hinweg. Martin Luther King hat davon geträumt, dass Menschen nicht auf Unterschiede achten, sondern auch auf  Gemeinsamkeiten, auf das, was uns verbindet, uns alle zu Menschen macht: der Charakter und der gegenseitige Respekt. Martin Luther King hat damals gesagt: „Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt. Ich habe heute einen Traum!"

Diesen Traum träume ich heute noch gerne mit. Aber ich weiß, dass Träume sich nur dann verwirklichen lassen, wenn ich an der Umsetzung arbeite. Das will ich dieses Jahr tun. Den Charakter der Menschen anschauen. Ich will meine Vorurteile und Klischees nicht zuerst sprechen lassen, sondern die Menschen selbst zu Wort kommen lassen. Heute wäre der 90. Geburtstag von Martin Luther King. Da will ich gemeinsam mit ihm träumen. Von einer Welt, die ich mitgestalten kann durch Liebe und gegenseitigen Respekt.

Und so werde ich des Öfteren mal zu mir selbst oder zu anderen sagen: Träum mit mir zusammen. Träum mit mir den Traum von den Menschen, die sich gegenseitig als Menschen annehmen. Unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrem Besitz und ihrem Kontostand. Die sich annehmen, weil sie alle Menschen sind. Ich wünsche Ihnen für heute schöne Träume.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27904
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