Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich bin streng katholisch erzogen, sagt mir der Herr aus dem Kosovo, an dessen Bett im Krankenhaus ich gerufen werde. Er hatte einen schweren Arbeits-Unfall und liegt jetzt auf der Intensivstation. Er möchte mit jemandem von der Seelsorge sprechen. Ein großer Mann, das sieht man, auch wenn er im Bett liegt. Hände, die viel gearbeitet haben. Ein bißchen Erde unter den Fingernägeln.

 

Streng katholische Erziehung, oje, das klingt nach Schlägen und drohendem Vater oder Pastor und nach Knien vor dem Bett auf dem kalten Boden zum Nachtgebet.

Er meinte aber nicht seine Kindheit und wie er die Religion da erlebt hatte, sondern er sprach von seinem Leben als Erwachsener und dass der Glaube an Gott ihm in vielen schweren Lagen geholfen hatte.

Er hatte 5 Kinder; zwei Söhne sind 1998 im Kosovo-Krieg gefallen. Er kam  nach Deutschland und arbeitete hier 20 Jahre auf dem Bau.

Beten war ihm immer wichtig.

„Ich hätte den Tod der Jungen nie überwunden, wenn mir die Gottesmutter nicht dabei geholfen hätte. Hätte ich nicht meinen Glauben gehabt, wäre ich verzweifelt.“

Er suchte sich eine Kirche und ging oft einfach so zum Beten dahin.

Und wenn er die Glocken läuten hörte zur Messe, aber selbst nicht gehen konnte, hat er in der Bibel gelesen, bis die Messe vorbei war, so erzählt er mir.

„Mein Glaube hat mir auch geholfen, dass ich hier Anschluss an die deutschen Nachbarn gefunden habe, die sind ja auch Christen.

Und jetzt, bei dem Unfall, hat Gott mir auch geholfen. Ich hätte querschnittsgelähmt sein können oder tot, aber ich werde wohl wieder gesund.“

Was für mich so schwer klang, „streng katholisch“, das ist für ihn eine echte Lebenshilfe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26841
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