Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Und führe uns nicht in Versuchung!“ So lautet eine Bitte im Vater unser. In Frankreich wird diese Bitte seit ein paar Monaten anders formuliert. Da heißt es jetzt: „Lass uns nicht hineingeraten in die Versuchung!“ Als ich in den Osterferien in Frankreich war, hab ich die neue Fassung im Gottesdienst erlebt. Und ich hab gestaunt darüber, dass ein so bekanntes Gebet wie das Vater unser verändert worden ist. 

Diese Veränderung: Sie war in den letzten Monaten auch in Deutschland bekannt geworden, weil Papst Franziskus höchstpersönlich sich dazu geäußert hat. Er findet die neue Übersetzung gut – und hat Ähnliches sogar anderen Ländern empfohlen. Der Papst argumentiert: Es ist ja nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürzt, um zu sehen, wie er dann fällt. "Ein Vater tut so etwas nicht“, sagt der Papst. „Ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, das ist der Satan“. Gott, so ist der Papst überzeugt, Gott führt dich nicht in schwierige Situationen hinein – sondern er führt dich heraus aus Not und Verzweiflung, und „er hält die Hand“ in schwierigen Zeiten. 

Mir gefallen diese Gedanken von Papst Franziskus zum neuen französischen Vater unser. Auch wenn viele deutsche Bischöfe und Theologen es ein bisschen anders sehen und  eher skeptisch sind gegenüber einer Änderung auch im Deutschen. Natürlich: Ein so bekanntes Gebet zu verändern, das muss man gut überlegen. Und bei uns in Deutschland vor allem auch: ökumenisch absprechen, damit es keine katholische und evangelische Fassung gibt. Aber ich finde es gut, wenn wir ab und zu darüber nachdenken: Was beten wir da eigentlich? Und entspricht das, was wir sprechen, noch dem, was wir glauben? Der Gott, dem ich vertraue, das ist jedenfalls keiner, der mir bewusst ein Bein stellt. Sondern es ist einer, der mich auffängt, wenn ich falle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26338
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