SWR3 Gedanken

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Bescheiden ist Craig Venter geworden,
der große Gewinner des Wettlaufs um das menschliche Genom.
Verstehen können, lesen können, aus welchen Bausteinen
das Leben der Menschen zusammengesetzt ist -
das ist so gut wie geschafft.
Und Gott sei Dank ist inzwischen kaum mehr die Rede davon,
dass sie die Menschen neu zusammensetzen könnten
oder genetisch reparieren.
Jetzt hat der große Zampano, wieder zugeschlagen.
Tut aber – vorerst – ziemlich bescheiden.
Ein neues Chromosom ist in ihrem Labor entstanden. Das erste künstliche.
Wahrscheinlich können wir damit Bakterien wachsen lassen,
die CO2 fressen könnten.
Das wäre doch gut gegen die Klima-Katastrophe.
Und neue Bio-Treibstoffe könnten so auch heranwachsen.
Bescheiden, wie gesagt.
Aber dann bläst er die Backen doch ein bisschen dicker auf.
Einmal benutzen sie wirklich das Wort „Creation“ – Schöpfung.
Also das, was gläubige Menschen GOtt zuschreiben:
GOtt erschafft die Welt und das Leben und die Menschen.
Und das tun Venters Leute auch -
weil sie aus rein chemischen Stoffen
ein Chromosom zusammengebastelt haben!?
Nein: erschaffen, sagen sie ganz ausdrücklich.
Dabei brauchen sie noch ein Bakterium aus der Natur,
damit ihr Erzeugnis tatsächlich leben kann.
Sie sagen trotzdem: Schöpfung;
und wissen genau, was sie damit sagen.
Denn – zweite Stufe:
Wir erschaffen auch gleich ein neues Werte-System für das Leben.
Originalton Craig Venter. Eine neue Ethik, eine neue Moral.
Und die würde er auch brauchen,
wenn ihm nicht jemand noch in den Arm fällt.
Wir haben große Ideen und erschaffen – we create sagt er schon wieder! -
ein neues Werte-System für das Leben. Und da werden nicht alle happy sein…
Nein, Mister Venter, ganz gewiss nicht.
Es hat immer nur Unglück gebracht,
wenn Menschen sich zu Göttern und Schöpfern aufgeschwungen haben.
Lassen sie es auch diesmal sein -
und viele Menschen bleiben glücklich,
ganz ohne ihre angeblich neue Schöpfung
und deren vermutlich eher seltsame Moral.
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