SWR3 Gedanken

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Terroristen soll man mit Liebe begegnen. Das hat die Theologin Margot Käßmann geschrieben und wurde dafür heftig kritisiert.

Ehrlich gesagt: Ich kann auch keine Terroristen lieben. Wie soll ich das auch? Ich kenne nämlich keine Terroristen. Also nicht persönlich. Ich will auch keine kennenlernen. Genauso wenig, wie ich einen Mörder oder einen Mafiosi kennenlernen möchte.

Es gibt aber Menschen, die lernen Terroristen kennen. Oder Mörder oder Mafiosi. Polizisten zum Beispiel. Im besten Fall verhaften sie diese Kriminellen und führen sie einem Richter vor.

Polizisten haben die ganze Zeit eine Waffe an ihrem Gürtel. Aber solange alles seine geregelten Wege geht, werden sie die nie ziehen. Sie werden sie nie an den Kopf des Menschen halten oder sogar abdrücken. Im Gegenteil: Sie sind sogar für die Sicherheit der Terroristen verantwortlich, wenn sie sie gefangen haben! Vielleicht unterhalten sie sich sogar persönlich mit ihnen. Bieten ihnen mal eine Zigarette an.

Wenn der Terrorist verurteilt ist, kommt er ins Gefängnis, möglicherweise Lebenslänglich. Und wieder sind da Justizvollzugsbeamte mit einer Waffe am Gürtel. Die sie aber auch nicht denen an den Kopf halten.

Für mich hat das was mit Liebe zu tun. Mit Feindesliebe. Für mich heißt das zu aller erst: Ich bringe den Terroristen nicht um, auch wenn ich vielleicht das Verlangen danach habe. Ich sorge für seine Sicherheit und dass ihm und der Gesellschaft Gerechtigkeit widerfährt. Und ich bin froh, dass es bei uns Leute gibt, die diesen Job übernehmen.

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