SWR3 Gedanken

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Meine Oma Käthe war eine Heilige. Keine, die in irgendwelchen Heiligenbüchlein auftaucht. Und auch von wundertätigen Geschichten weiß ich nichts. Und dennoch kommt sie mir in meiner Erinnerung genau so vor. Als eine Frau, die stets ein offenes Ohr und offene Arme für uns hatte, warmherzig und liebevoll. Die uns Kindern genau das gab, was man Geborgenheit nennt. Ein wundervoller Mensch. Ich weiß, dass auch der Glaube wichtig für sie war, tief verwurzelt in ihrem Leben. Ohne meine Oma Käthe wäre ich vielleicht nicht so selbstverständlich in meinen Glauben hineingewachsen. Wenn ich über sie nachdenke, dann bin ich mir fast sicher, dass sie ihren Glauben einfach gelebt hat.

Und dennoch weiß ich heute, dass auch sie natürlich ihre Schwächen und Schattenseiten hatte. Die Lichtgestalt auf dem Sockel, die war sie sicher nicht. Doch mit dieser Mischung steht meine Oma Käthe nicht allein. Die meisten Heiligen, an die dieser Tag Allerheiligen heute erinnert, waren keine strahlenden Helden. Ganz oft sogar gebrochene Menschen. Doch alle mit einem tiefen Vertrauen auf Gott, dass durch ihr Leben hindurch auf andere ausstrahlte. Ich  bin mir ganz sicher, dass es viele solcher Menschen gibt, die in keinem offiziellen Heiligenkalender stehen. Und darum möchte ich heute, am Fest Allerheiligen, auch besonders an sie erinnern. An all die anonymen Heiligen, die kaum jemand kennt, die aber genau das für einen anderen Menschen waren. Solche, wie meine Oma Käthe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20752
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