SWR3 Gedanken

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Ideen lassen sich nicht verbrennen. Aber Menschen. Wie zum Beispiel Jan Hus. Der wurde heute vor 600 Jahren in Konstanz am Bodensee tatsächlich verbrannt. Ein Konzil – also eine Versammlung von Kirchenführern – hat das beschlossen. Und der damalige König Sigismund hat es vollstrecken lassen.
Jan Hus war ein Theologe und ein Gelehrter. Rektor der Karls-Universität in Prag. Wie Martin Luther hat er die Bibel übersetzt, damit seine Landsleute sie lesen können. Die Landessprache von Hus war Tschechisch. die Leute haben diese Bibel gelesen und sie haben angefangen, die Ideen von Jan Hus in die Tat umzusetzen. Sie haben gegen die Oberen rebelliert. Jan Hus wollte, dass die Kirche sich von Prunk und Protz verabschiedet und so arm ist, wie Jesus selbst. Und er wollte, dass die Oberen nicht über die Köpfe der Christenmenschen hinweg entscheiden. Das haben die sich natürlich nicht bieten lassen und haben alles daran gesetzt, dass Hus schließlich als Ketzer verbrannt wurde.
Aber er hat es bei seiner Verbrennung schon geahnt: Diese Ideen lassen sich nicht verbrennen. Und er hat Recht behalten. 100 Jahre später hat die Reformation um Martin Luther seine Ideen aufgenommen und umgesetzt.
Und das finde ich ermutigend, für alle, die mutige Ideen haben, aber noch am Widerstand anderer scheitern. Und ich finde es ermutigend, für alle, die  verfolgt werden oder eingesperrt werden, weil sie den Zorn der Mächtigen auf sich gezogen haben. Wie zum Beispiel Edward Snowden der der Meinung sind: Diese Mächtigen können und dürfen nicht alles tun. Jan Hus‘ letzten Worte auf dem Scheiterhaufen waren: Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan entstehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20080
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