SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Getragen zu werden, das ist ein schönes Gefühl, finde ich. Wenn ich getragen werde, dann kann ich die Verantwortung für das, was geschieht, abgeben. Wenigstens zum Teil. Der mich trägt, achtet auf den Weg. Und passt auf, dass mir nichts passiert.
Einmal habe ich mich um eine neue Stelle beworben. Kurz vor dem Bewerbungsgespräch habe ich auf einmal kalte Füße gekriegt. Bin ich dem gewachsen? Kann ich das?
Am Sonntag vorher bin ich in den Gottesdienst gegangen, und gleich zu Beginn kam ein Satz, der war irgendwie in diesem Moment nur für mich gesprochen worden. Manchmal passiert einem so etwas. Vielleicht kennen Sie das. Für mich war das damals ein Vers aus den Psalmen: Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten, dass sie dich auf den Händen tragen.
Gerade da, als ich eine Ermutigung so dringend nötig hatte: Gerade da begegnet mir dieser Satz. Und handelt von dem, was mir guttut. Sich getragen wissen von dem Engel Gottes, der mitkriegt, wie es mir geht und was mir jetzt weiterhilft. Die Zusage: Du wirst getragen in dem, was du jetzt vor dir hast.
Ich glaube, sogar Jesus hat solche Erfahrungen gemacht. Damals bei seiner Taufe hat er einen Satz von Gott mitbekommen. Du bist mein geliebter Sohn. Und vielleicht waren auch ihm Lieder wichtig wie dieser Psalm über die Engel. Die Psalmen waren ja damals schon gewissermaßen das Liederbuch Israels. Deshalb kannte Jesus vermutlich diesen Vers: Gott hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten, dass sie dich auf den Händen tragen.
Gott verspricht, dass er mich tragen wird. Ich glaube: Dieses Vertrauen hat auch Jesus getragen, als er angegriffen wurde und als man ihn angefeindet hat. Das Vertrauen darauf, dass Gott ihn trägt.
Mir hat das bei meiner Bewerbung damals in meinem Innern eine große Sicherheit gegeben: Das Gefühl, dass Gott mich trägt. Gerade jetzt, wo es kompliziert wurde in meinem Leben. Ich habe die Stelle übrigens bekommen. Vielleicht vor allem deswegen.

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